Rezension

Spannender Regionalkrimi, nicht nur für Fußballfans

Mord in der Nordkurve - Andreas Schnurbusch

Mord in der Nordkurve
von Andreas Schnurbusch

Bewertet mit 4 Sternen

»Um 13:00 Uhr wurde das Spiel angepfiffen. Fortuna Düsseldorf hatte Anstoß und spielte direkt mutig nach vorne. Von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet versuchten sie, über die rechte Seite in den Kölner Strafraum einzudringen. Aber acht Personen im Unterrang der Nordkurve bekamen diese Szene nicht mehr mit. Von Krämpfen und Schmerzen geplagt krümmten sie sich und schnappten nach Luft. Nur die unmittelbar um sie stehenden Fans bemerkten, was passierte. Sie versuchten, ihren Kameraden wieder auf die Beine zu helfen. Es gelang ihnen nicht: Die Frauen und Männer sackten zusammen und hielten sich röchelnd die Hände an Brust und Hals. … Um die kollabierenden Personen herum bildeten sich kleine Menschentrauben, die sich mit aller Macht gegen die drückende Menge stemmten, um die hilflos am Boden Liegenden zu schützen. Einige versuchten, Erste Hilfe zu leisten, während andere laut um Hilfe schrien…«

Es ist Sommer in Köln, einer dieser Hochsommertage, an denen das Thermometer die 40° Marke knackt und man am besten zuhause im Schatten bliebe. Aber es ist Wochenende, es ist Bundesliga und auf dem Spielplan steht ausgerechnet das Derby 1. FC Köln gegen Fortuna Düsseldorf. Schon vor dem Anpfiff kochen die Emotionen im Stadion hoch, da wundert es einen nicht, wenn Fans kollabieren. Doch die acht Fans, die in der Nordkurve von Krämpfen geplagt zusammenbrechen, sind kein Opfer der Hitze geworden – ein mysteriöser und schwer zu knackender Fall für die Ermittler der Mordkommission Köln…

 

Das war mal wieder ein Krimi, den ich in einem Rutsch gelesen habe! Der Fall ist schon von der Anlage her sehr spannend, schafft es aber, diese Spannung im Laufe der Handlung sogar noch zu steigern und in einem furiosen Finale zu gipfeln!

 

Man kann sich leicht vorstellen, wie die Stimmung in der Bevölkerung, bei Fußballfans und Ermittlern, nach dem geschilderten Anschlag gewesen sein muss. Eine Vergiftung muss vorliegen, soviel ist schnell klar. Aber wie wurde sie vorgenommen? Und waren die Opfer reine Zufallsopfer? Werden weitere Anschläge folgen und wie kann man sich schützen? Fragen über Fragen türmen sich auf…

 

Der Leser ahnt (im Gegensatz zu den Ermittlern ;-) durch Rückblenden, dass ein 20 Jahre zurückliegendes Beziehungsdrama in irgendeinem Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen stehen muss. Dieser Wissensvorsprung nimmt aber nichts von der Spannung, weil man im Gegenzug schon ahnt, welche potentielle Dramatik noch in der Handlung lauert.

 

Die Ermittlungsarbeit ist sehr realistisch beschrieben und erscheint logisch und lückenlos aufgebaut. Der Stil ist angenehm und lässt sich leicht lesen. Allerdings: Bei Szenen, in denen die Polizeiarbeit beschrieben wird, wird der Stil sehr sachlich, fast schon berichtsartig. Da kommt dann wohl der Polizist im Autor durch ;-) (Ja, der Autor ist vom Fach.) Persönlich hatte ich kein Problem damit, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass sich einige Leser daran stören würden.

 

Unter den Charakteren sind einige recht sympathische dabei. Der geschilderte Umfang an privaten Dingen ist für meinen Geschmack genau richtig getroffen, da er die menschliche Situation der Personen gut erkennen lässt, ohne sich aber durch ein Zuviel negativ auf die Krimihandlung auszuwirken.

 

Fußballfans dürften sich zudem über die sehr lebendig geschilderten Stadionszenen freuen. Es muss sich aber niemand Sorgen machen, wenn er sich für Fußball nicht begeistern kann: Sooo umfangreich sind die Szenen dann doch nicht und die Einblicke in das Leben rivalisierender Fanclubs sind mit Sicherheit auch für Nicht-Fans interessant. Außerdem gibt es noch völlig andere Handlungsschienen, die ich aber hier nicht verraten möchte. Das Regionale im Regionalkrimi ist zudem sehr gut getroffen – ein Kölner dürfte sich heimisch fühlen und der „Auswärtige“ ein paar interessante Dinge erfahren.

 

 

Fazit: Spannender Regionalkrimi, nicht nur für Fußballfans. Sehr realistisch, streckenweise aber zu berichtsartig geschrieben.