Rezension

Spannung aus Südafrika

Balthasars Vermächtnis - Charlotte Otter

Balthasars Vermächtnis
von Charlotte Otter

~~Aufgewachsen auf einer Farm im Hinterland der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal, verlässt Balthasar Meiring seine frömmelnde Herkunftsfamilie und seinen Heimatort, um in Pietermaritzburg, der Provinzhauptstadt, sein Leben der AIDS-Bekämpfung zu widmen. Denn die tödliche Seuche lockt immer wieder skrupellose Geschäftemacher an, die sich mit dem Leid der Betroffenen eine goldene Nase verdienen wollen und Heilung durch dubiose Medikamente versprechen. Ein solcher Fall wird aktuell vor Gericht verhandelt und Balthasar möchte die Aufmerksamkeit der Kriminalreporterin Maggie Cloete auf diesen Prozess lenken, um dieses Thema in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Aber offenbar gibt es gewisse Kreise, die darin eine Bedrohung sehen und alles daran setzen, ihn mundtot zu machen. Und so beenden vier Kugeln in den Brustkorb Balthasar Meirings Leben, noch bevor er mit der Reporterin sprechen kann. Aber durch diesen gewaltsamen Tod ist Maggies Interesse geweckt, und sie beginnt auf eigene Faust zu recherchieren. Und was sie zutage fördert, lässt ihr den Atem stocken.

 Die südafrikanische Autorin Charlotte Otter, die seit geraumer Zeit mit ihrer Familie in Deutschland lebt, beschreibt hier die verheerenden Zustände in ihrem Heimatland. Und es geht hier nicht nur um die Gesundheitspolitik. Ihr Polit-Thriller deckt in einem Rundumschlag fast alle Themen ab, die diese Nation umtreiben: Rassismus, Gewalt, AIDS-Problematik, der Umgang mit den Opfern, der Aberglaube, der sich durch alle Bevölkerungsschichten zieht, die Geld- und Machtgier der Politiker, deren Verlogenheit. Im höchsten Maße erschreckend auch die Menschenverachtung, die aus deren Verhalten spricht.

 Mit der Beschreibung einer Verfolgungsjagd legt Otter gleich zu Beginn ein hohes Tempo vor, das sie auch fast durchgängig hält. Im Vergleich zu den Kapstadt-Thrillern von Roger Smith schreibt sie allerdings um einiges „gefälliger“, was aber nicht von Nachteil ist, denn dessen blutige Gewaltdarstellungen eines Landes jenseits der Prospekte der Reiseveranstalter schreckt doch einige Leser ab. Die Autorin findet klare Worte und beschönigt die Zustände nicht, aber im Gegensatz zu Smith setzt sie nicht auf Schock sondern eher auf Aufklärung.

„Balthasars Vermächtnis“ ist das beeindruckende Debüt einer Autorin, von der wir hoffentlich in Zukunft noch mehr lesen werden!