Rezension

Spannung pur

Die ITIOOITI (mo:m) - Konspiration - Luer Ebermann

Die ITIOOITI (mo:m) - Konspiration
von Luer Ebermann

Bewertet mit 4 Sternen

„...Wenn Gewalt zum Selbstzweck wurde, dann wurde es unkontrollierbar und gefährlich..."

 

Thea joggt am Strand von De Panne und findet ein Boot mit zwei als Paket verschnürten Männern. Sie will helfen, dann wird es dunkel.

In Marseille sprengt sich ein Fahrradfahrer in die Luft. Kommissar Pascal Neveu wird zum Tatort gerufen.

Karen arbeitet als Kranführerin in Bremerhaven. Nach Dienstschluss schläft sie in ihren Wagen ein. Sie erwacht gefesselt in einem fremden Wagen.

In Montevideo wird ein Bauleiter mit der Pistole bedroht. Ein Mitarbeiter sieht das und stürzt vom Gerüst. Polizeikommissarin Guadalupe Soca untersucht den Fall.

In dem kleinen Ort Zell am Moss vermisst die Bäuerin Adelheid ihren Mann. Er starb in der eigenen Jauchegrube.

In Ascona lernt Nik, eine Lebemann, Felicitas kennen.

In Kairo arbeitet Nesram als Fremdenführerin. Bei einem Unfall lernt die Khalid kennen.

Sieben Handlungsorte, unterschiedliche Personen und verschiedene Geschehnisse kennzeichnen den Beginn des Buches.

Der Autor hat einen fesselnden Verschwörungsthriller mit einer interessanten Idee geschrieben. Das Buch ließe sich zügig lesen, wenn die kleine Schrift nicht wäre.

Schnell wird klar, dass sich zwei Gruppen unversöhnlich gegenüberstehen. Die allgegenwärtigen Macht der Männer trifft auf gut organisierte Frauen, die um Gleichberechtigung und eine friedlichere Welt kämpfen. So weit, so gut. Doch für ihr positives Ziel greifen die Frauen auf Erpressung, Lüge und Gewalt zurück. Nach und nach werden die sieben Geschehnisse zusammengeführt. Die Verschwörung der Frauen steht kurz vor dem geplanten Höhepunkt.

Der Schriftstil des Buches ist abwechslungsreich. Es gibt rasante Verfolgungsszenen, ruhige Beschreibungen von Land und Leuten und aussagekräftige Dialoge. Letztere waren für mich einer der Höhepunkte. Hier ging es um grundlegende Fragen. Heiligt der Zweck die Mittel? Wo bleiben die Ideen der Gewaltfreiheit? Das sind nur zwei der Fragen, die diskutiert wurden. Obiges Zitat fiel in diesem Rahmen. Sehr gut herausgearbeitet wird der innere Zwiespalt einiger Protagonisten. Thea ist ein Beispiel dafür. Einerseits findet sie die Ziele der Frauen richtig und wichtig und stellt sich in ihren Dienst, andererseits vermisst sie ihren Mann Lars und die Kinder. Erst spät begreift sie, dass sie sehr subtil unter Druck gesetzt wurde. Guada, selbstsicher, reaktionsschnell, logisch denkend, erkennt die dunklen Seiten der Vereinigung. Die Machtstrukturen der Frauen sind nicht leicht zu durchschauen, selbst für Mitglieder der Organisation. Und dann wären noch zwei Männer, die sich mit den Auskünften, die sie erhalten, nicht zufrieden geben wollen. Das sind Lars und Pascal. Beide nutzen ihre technischen Kenntnisse, um in den Tiefen des Internets Spuren zu finden, die die Ereignisse erklären.

Gekonnt eingebaut in die Geschichte werden die Lebensbilder von historisch bekannten Frauen, die etwas Besonderes geleistet haben.

Das Cover mit den dunklen Wolken über dem Meer passt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Das lag an der ungewöhnlichen Idee und ihrer geschickten Umsetzung. Die schöne neue Welt, die die Frauen propagieren, ist mir allerdings äußerst suspekt.