Rezension

Spannungslos

Der Delphi Code - Thomas Pyczak

Der Delphi Code
von Thomas Pyczak

Bewertet mit 2 Sternen

Im griechischem Delphi findet ein Treffen einer IT Firma statt, um eine neuentwickelte App vorzustellen. Diese App analysiert mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Liebesbeziehungen in Echtzeit. Die eingeladenen Paare sollen ihre Beziehung mit der App auf den Prüfstand stellen. Es ist ein erster Testlauf für die App an realen Paaren. Der Delphi Code, so der Name dieser App, wurde von Frauen entwickelt. Edelweiß und Victoria sind die Programmiererin, die übersinnliche Unterstützung von der Seherin Ada erhalten haben. Doch kann der Delphi Code, der ausschließlich auf Algorithmen der künstlichen Intelligenz aufbaut, tatsächlich zwischenmenschliche Beziehungen besser einschätzen als die Menschen?

Delphi, ein mystischer Ort, wurde passender Weise für dieses Treffen ausgewählt. Edelweiß, als eine der Hauptverantwortlichen für diese revolutionäre App, reist als erste dorthin und begegnet auf der Hinreise schon einer jungen Griechin, die ihr die Geschichte des Orakels näher bringt. Als am nächsten Tag die Paare eintreffen, beginnt der Testlauf der App, der schlussendlich aus dem Ruder läuft.

Das Thema des Romans klingt interessant. Künstliche Intelligenz ist eines der großen Zukunftsthemen. Leider baut der Roman keinerlei Spannung auf. Die ganze Geschichte bleibt oberflächlich, was meiner Meinung nach vor allem daran liegt, dass von Beginn an zu viele Geschichten mit einander verwoben werden. Damit verliert sich schon im ersten Drittel der rote Faden. Zudem bleiben die Figuren für mich nicht greifbar. Ich konnte weder zu den Figuren noch zur Geschichte an sich einen Zugang finden. Auf mich wirkt die Erzählung emotionslos. Ein Grund hierfür ist meiner Ansicht nach auch der sehr abgehakte Schreibstil, der eher an den Stil einer whatsapp Nachricht erinnert. Die Sätze sind unnatürlich kurz gehalten. Hinzu kommen zahlreiche stilistische und grammatikalische Fehler. Zum Beispiel heißt es auf S. 18: „[...] weil er in seiner Heimat Frankreich ein erfolgreicher Schriftsteller war.“ Wieso „war“, er lebt ja noch und er ist Schriftsteller. Solche Bespiele gibt es zuhauf in dem Buch. Der Text fliest nicht, was dazu führt, dass auch der Lesefluss nicht gegeben ist. Ich habe das Lesen als extrem anstrengend empfunden, da es mir nicht möglich war, in das Buch einzutauchen. Auch die Geschichte konnte mich nicht überzeugen. Der Aufbau ist verwirrend und wirkt auf mich wenig durchdacht, sodass man ab der Mitte des Buches den Überblick verliert.

Mein Fazit ist, dass die Idee hinter dem Thema interessant ist, doch leider konnte die Umsetzung mich in keiner Weise überzeugen. Ich habe mich durch das Buch gequält. Ich glaube nicht, dass künstliche Intelligenz Gefühle beurteilen kann, dafür ist sie auch nicht gemacht. Sie kann uns jedoch im Alltag eine große Hilfe sein, wenn man sie richtig einsetzt. Bei der Partnerwahl sollte man sich nicht auf die Technik verlassen, außer man strebt eine leidenschaftslose Beziehung an. Es braucht Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede, damit Reibungspunkte entstehen, an denen man wachsen und sich weiterentwickeln kann. Manchmal geschieht das zusammen und manchmal treibt es Paare voneinander weg. Das ist nun mal das Leben.

Leider bleiben viele interessante Erkenntnisse in dem Roman nur oberflächlich erwähnt. Es fehlt an Spannung, an Tiefe und an nachvollziehbaren Emotionen. Daher kann ich den Roman nicht besser bewerten.