Rezension

Spaß im 3/4-Takt

Kuhfladenwalzer
von Sonja Kaiblinger

Bei diesem Titel und dem Cover war es unvermeidlich, dass ich das Buch lesen würde. Außerdem kannte ich Sonja Kaiblinger bisher nur von ihren “Scary Harry”-Geschichten, die sich an eine jüngere Leserschaft richten. Da war ich gespannt, was Sonja Kaiblinger für die Leserschaft im Teenageralter in petto hat.
Ich muss gestehen, dass mich die Geschichte erst kaum gepackt hat. Ich mochte Caro zwar ganz gerne und ja, ihre Familie ist durchaus etwas schräg drauf, aber so richtig vom Hocker gehauen bzw zum Lachen gebracht hat sie mich erstmal nicht. Außerdem habe ich beim besten Willen nicht verstanden, was Caro an Adam findet. Außer gut aussehen und kochen kann der doch offenkundig kaum etwas! Außerdem, Caro ist nicht dumm! Wieso merkt sie nicht, dass von ihm längst nicht das zurückkommt, was sie ihm gefühlsmäßig entgegenbringt! Und sich wegen eines solchen Typen auf DSDS-Rockröhre stylen? Naja, mit sechzehn ist das vielleicht tatsächlich eine Option…
Als Caro die Hochzeit ihrer Mutter ausrichten soll, ausgerechnet auf einer einsam gelegegen Alm, kommt ein wenig mehr Schwung in das Geschehen. Als Caro und ihre Freunde zum ersten Mal dort eintreffen und erkennen müssen, dass von Wellness wenig bis gar nichts zu sehen ist, habe erstmals wirklich gelacht. Vor allem über die herrlich kauzige Frau, die sie in Empfang nimmt. Es ging also aufwärts!
So richtig gepackt hat mich die Story dann als sich Caro und ihre Freundin Esther immer mehr auf der Alm einleben, den Reiz der Gegend und der Gebräuche dort erkennen und so nach und nach in ihre Aufgabe als Hochzeitsplaner hineinwachsen. Selbst an einem so wenig luxuriösen, dafür aber rustikalen Ort. Mir ging es beim Lesen ganz ähnlich. Anfangs fand ich die Alm wenig einladend und hielt die Hochzeitsplanung für hanebüchen, doch allmählich gefiel mir dieses Urige und oft Kauzige immer besser. Gerade für jemanden, der so vernarrt in Tiere ist wie ich, gibt es eine ganze Reihe Szenen, die einem eine solche Alm wie das Paradies vorkommen lassen.
Es ist aber nicht nur die anstehende Hochzeit, die Caro auf Trab hält. Da ist natürlich noch Adam, der mit auf der Alm ist, und Leo, der dort mit seiner Mutter lebt. Caro und er haben zunächst überhaupt nichts für einander übrig, doch wer sich ein bisschen in diesem Genre auskennt, der ahnt bald, dass das so nicht stimmt bzw sich bestimmt noch ändern wird. Ich mochte den burschikosen Leo vom ersten Moment an. Und als Caro und er notgedrungen miteinander auskommen müssen und dabei oft genug aneinander geraten, hatte die Geschichte mich endgültig am Schafittchen gepackt. Was habe ich über ihre Wortgefechte gelacht! Außerdem fand ich es lustig zu verfolgen, wie sie um einander herumschleichen, sich nicht eingestehen wollen, dass sich doch mögen und wie sich dabei das in solchen Situationen übliche Chaos entspinnt. Die beiden sind dabei so goldig, dass es mich kein Stück gestört hat, dass der Verlauf nicht der Allerneueste ist.
Als es schließlich mit der Hochzeit in den Endspurt geht, gab es noch mehr zum Lachen. Beispielsweise, wie sie den völlig verkaterten und total ahnungslosen Bräutigam ausstaffieren oder der Braut statt Abnehmpulver gemahlenes Mastfutter unterjubeln um die durch die Diät aufgekommenen Depressionen zu heilen. Oder später bei der Hochzeit die Band…zum Totlachen komisch, ehrlich! Und dabei so liebenswert, dass es mir richtig leid tat als ich das Buch ausgelesen hatte. Ich wäre gern noch länger auf der Alm und bei der schrägen Truppe geblieben.

Caros jugendlich lockerer Erzählstil hat mir das Lesen sehr leicht gemacht. So macht Lesen Spass und die Seiten fliegen dahin. Die Titel der Kapitel machen außerdem so neugierig, dass man immer wieder beschließt, dass ein Kapitel mehr das Aufstehen am nächsten Morgen auch nicht so sehr erschweren wird.  Und dann ist man plötzlich durch mit dem Buch, es ist zwei Uhr nachts und das Aufstehen am Morgen fällt doch ganz schön schwer. So ging es mir.

Ich finde die Kuh ja allerliebst, wie sie da schleckend und breit grinsend um die Ecke schaut. Bei diesem Titel gehört einfach eine Kuh auf das Cover. Die gepunkteten Gummistiefel sehen lustig und süß aus und die Wand mit den karierten Vorhängen rechts und links erinnern an eine Bühne. Dieser Eindruck wird durch die Rückseite dann nochmal bestätigt. Da in der Geschichte ebenfalls eine Bühne eine wichtige Rolle spielt, passt das prima.

Fazit:  “Kuhfladenwalzer” hat mich nicht sofort gepackt. Caros Familie und Freunde sind zwar allesamt etwas schräg, ich mochte sie durchweg auch alles, aber Caro war mir anfangs doch eine Spur zu dusselig in ihrer Schwärmerei für den schönen Adam. Als es dann auf die Alm ging, Leo auf der Bildfläche auftauchte und die Hochzeit immer näher rückte, ging es dann aber zum Glück aufwärts und ich habe wirklich oft gelacht. Gleichzeitig sind mir die Alm und die Leute dort immer mehr ans Herz gewachsen. So hat mir “Kuhfladenwalzer” dann doch noch richtig gut gefallen!