Rezension

Sprachlich lesenswert - Ende unbefriedigend

Tiere, vor denen man Angst haben muss
von Alina Herbing

Bewertet mit 4 Sternen

Schreiben kann sie, Mrs. Herbing

'Tiere, vor denen man Angst haben muss' war eine Buchempfehlung unserer Regionalzeitung. Ich habe den Roman in einem Rutsch durch- und ausgelesen. Was soll ich sagen? Alina Herbing kann schreiben. Sie unterrichtet literarisches Schreiben in Köln. Ihr Stil gefällt sehr gut ('der Gedanke daran trug sie durch den Sommer', 23) , auch für Literarisch-, Sprachlich-Begeisterte ein lesenswertes Buch ('Das Knurren kam aus einem großen Körper, das hörte ich. Es klang wie ein Grollen, tief aus einem Berg', 162), jedes Wort sitzt, jede Formulierung erfüllt ihre spezielle Bedeutung ('Der Abschied lag schwer in dem kleinen Wagen (…)', 189)  Herbing beschreibt minuziös und passgenau, die Umgebung, Gefühlszustände, ihre Mutter und die Beziehungen untereinander. Sie beherrscht das literarische Werkzeug des 'show, don't tell': '(…) und strich Golda über das rote Fell, brachte den Raureif zum Schmelzen, der sich an den Haarspitzen gebildet hatte', 26. Der Inhalt der Erzählung berührt, bewegt, geht (Müttern) zu Herzen , Kindheitserinnerungen, unerfüllte Wünsche, Töchter, die für ihr Alter beeindruckend tough ('...ich übernahm mit einer Hand das Lenkrad', 84, metaphorisch, die Kinder führen die Mutter), loyal, verantwortungsvoll und vorausschauend sind, man wächst bekanntlich an seinen Aufgaben.

Die Kälte, metaphorisch und real, durchzieht den Roman wie ein roter Faden. Gut gelungen.

Etwas unbefriedigt lässt mich das Ende des Romans, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.