Rezension

Sprachlich top, aber inhaltlich nicht zu mir durchgedrungen

Aufstieg und Fall großer Mächte - Tom Rachman

Aufstieg und Fall großer Mächte
von Tom Rachman

Bewertet mit 3 Sternen

Hätte ich dieses Buch in einer Buchhandlung gesehen, wäre ich weitergegangen. Der Titel gibt keinen Hinweis darauf, um was für ein Buch es sich handelt und das Cover – obwohl es gut gemacht ist! – genauso wenig. Die Inhaltsangabe hat mich aber neugierig gemacht, denn welchem Bücherwurm geht nicht das Herz auf, wenn er von einem Roman hört, in dem eine Frau einen kleinen, nicht sehr lukrativen Buchladen führt?

Im Nachhinein kann ich sagen, dass Cover und Titel doch gut zum Buch passen, da es für mich eher undurchschaubar war.

Tooly Zylberberg ist Anfang Dreißig und hat ein chaotisches Leben hinter sich, von dem der Leser in vielen Zeitsprüngen und Ortswechseln im Laufe des Buchs erfährt. Jetzt lebt Tooly in einem Dorf in Wales und wahrscheinlich würde sich daran nie etwas ändern, wenn nicht ein Bekannter aus ihrem "alten" Leben plötzlich mit ihr Kontakt aufgenommen hätte, um ihr zu sagen, dass es einem Freund sehr schlecht geht. Tooly reist also nach New York, begegnet Menschen von früher, erfährt einige unangenehme Wahrheiten und versucht, mit sich selbst und ihrem Leben ins Reine zu kommen und sich überhaupt darüber klar zu werden, wer sie eigentlich ist.

Einerseits ist es ein toller Roman: großartig geschrieben mit vielen literarischen Anspielungen – der Traum eines jeden Buchliebhabers. Mein Problem ist nur, dass ich mit keiner einzigen Figur in diesem Buch warm geworden bin. Wenn ich wenigstens jemanden richtig gehasst hätte, hätte das schon geholfen, aber mir waren sie alle, Tooly eingeschlossen, völlig gleichgültig, und vor allem gab es keine einzige Handlungsweise, die ich hätte nachvollziehen können und ich konnte auch nicht verstehen, dass so vieles nicht getan wurde, was hätte getan werden müssen.

Ja, Tooly hatte eine dysfunktionale Kindheit – das merkt man schnell. Ja, sie hat es nicht gelernt, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und ihr Leben zu planen. Aber trotz dieses Hintergrundwissens bin ich mit ihr nicht klargekommen. Und die Menschen in ihrem Leben waren mir alle zu extrem.

Ich habe das Buch immer wieder zur Seite gelegt und erst nach einer Weile weitergelesen. Es gab viele schöne Passagen, viele interessante Dialoge, aber das hat mir nicht gereicht. Es hat mich einfach nicht erreicht…