Rezension

Spuren im Beton

Totenkind - Belinda Bauer

Totenkind
von Belinda Bauer

Bewertet mit 4 Sternen

"Totenkind" ist wirklich herzzerreißend, da es brühwarm von der Psychose einer Mutter erzählt, deren Kind verschwunden ist und die immer noch die Hoffnung hegt, ihr Kind eines Tages wieder in den Armen zu halten. Eine zerrüttete Ehe aufgrund dessen, da eine offene Haustür dafür sorgte, dass das Kind das haus verlassen konnte. Unausgesprochene Schuldzuweisungen und ein Putzwahn, der dafür sorgen soll das Gleichgewicht zu halten. Ich fand es sehr schmerzhaft und konnte die Trauer regelrecht spüren, denn für Eltern ist der Verlust eines Kindes grausam und die innerliche und äußere Veränderung von Anna Buch wurde absolut authentisch wiedergespiegelt. Sie klammert sich an jeden Strohhalm der Hoffnung und wird regelrecht in paranormale Stimmungen hineingezogen.

Parallel wird von einer Entführung erzählt, die bisher nicht aufgeklärt wurde und auch dort wurde ein Hellseher einbezogen. Man kann an Mediums glauben oder es lassen, das bleibt jedem selbst überlassen, aber in dieser Story verwoben, passt es hervorragend.

 

Mich konnte die erzeugte Spannung komplett überzeugen, obwohl mir ein klein wenig der Thrill fehlte. Die Story ist rund und emotional absolut genial wiedergegeben. Die 354 Seiten sind viel zu schnell gelesen, da es endlich zu einer Auflösung kommen muss, um Anna Bucks Gemütszustand in die ursprüngliche Form zu bringen, denn sie erscheint absolut verwirrt, wenn nicht sogar komplett verrückt. 

 

Im Anhang befindet sich ein kurzes Statement der Autorin, welches ein klein wenig auf chinesische Gepflogenheiten eingeht, denn auch dieses nimmt Raum im Buch ein, wobei ich mir im Nachhinein dazu etwas mehr gewünscht hätte. Es wirkte etwas aufgesetzt und dennoch auch sehr beängstigend, denn auch diese kurzen Einblicke haben Auswirkungen auf den Fall Daniel, obwohl es erst zum Ende Klarheiten gibt. 

 

Letztendlich bietet "Totenkind" seinen Lesern eine gelungene, runde Story, die nicht überladend wirkt, sondern seinen Ursprung in dem Verschwinden von Daniel hat und den Spuren im gegossenen Beton, die täglich von der Mutter gereinigt werden, da es alles ist, was ihr geblieben ist. Als sich Anna Buck selbst zum Medium entwickelt, empfand ich dieses als sehr verstörend, Trotzdem konnte ich mich einem gewissen Sog der Spannung nicht entziehen. 

 

Gerne spreche ich eine Leseempfehlung aus, da "Totenkind" im Nachhinein absolut rund war und auch die Protagonisten des Thrillers sehr authentisch dargestellt waren. Hier und da war ich zwar ein klein wenig unzufrieden, aber das Ende haut noch einmal alles raus und lässt mich zu einer Bewertung von ★★★★  kommen.