Rezension

Starke Bilder, straffe Dramaturgie und eine Geschichte, die den Leser abholt!

Zeitenwende am Potsdamer Platz -

Zeitenwende am Potsdamer Platz
von Alexandra Cedrino

"Alice, es ist leider nicht immer alles so einfach, wie wir es gern hätten ... Schwarz oder Weiß. Egal, wie sehr man versucht, das Richtige zu tun: Irgendwie macht man sich immer die Finger schmutzig."

 

Nach "Die Galerie am Potsdamer Platz" liefert die Autorin nun mit "Zeitenwende am Potsdamer Platz" den zweiten Teil der Galeristinnen-Trilogie. Wie auch schon bei Teil Eins komme ich nicht umhin, das wunderschöne Cover zu erwähnen. Nicht nur, weil es wirklich einen starken Wiedererkennungswert hat. Nein, es ist auch jetzt wieder farblich perfekt abgestimmt. Ein großes Lob an die Autorin und das Verlagsteam von HarperCollins. Titel, Cover und Klappentext sind, zumindest für mich, ein schlagkräftiges Kaufargument. 

 

Alice, die nun seit fünf Jahren in England lebt, verdient ihren Lebensunterhalt weiterhin mit der Fotografie. Sie vermisst ihre Familie, die Arbeit in der Galerie und sucht weiterhin nach ihrem Platz. Auch die Beziehung zu John muss sich weiteren Widrigkeiten stellen. Werden die Zwei sie meistern können? Warum will Alice John nicht heiraten? Und was soll sie mit ihrem Leben in England anfangen?

 

Als ihr Vater stirbt und ihr Erbe von den Nazis beschlagnahmt wird, trifft Alice eine folgenschwere Entscheidung. Sie kehrt zurück nach Deutschland und bringt dort nicht nur sich, sondern auch ihre Familie in Gefahr. Schon bald geht es nicht mehr nur um ihr Erbe, sondern ums nackte Überleben. 

 

Teil Eins hat mir, abgesehen von kleineren Schwächen, schon gut gefallen. Ich war wirklich gespannt, wie es weitergeht. Was ich bei Buch-Reihen auch immer gern verfolge, ist, wie und ob sich AutorInnen weiterentwickeln. Und für mich ist hier eine ganz klare Entwicklung zu sehen. Im Schreibstil, der sich deutlich flüssiger liest als in Band Eins, im Spannungsbogen und auch in der Art und Weise wie Gefühle und Stimmungen zum Leser transportiert werden. Ich liebe die kürzeren Kapitel und die Kapitelüberschriften. Letztere gab es auch schon in Teil eins. Dort sind sie mir aber nicht so stark im Gedächtnis geblieben. 

Auch Teil Zwei ist wieder sehr gut recherchiert und ich freue mich, dass wir hier noch stärker und intensiver in die Geschichte der damaligen Zeit und in die Arbeit der Künstlerfamilie eintauchen dürfen. Ganz besonders nachdrücklich ist mir der Satz in Erinnerung geblieben, dass man nie wusste, was passiert, weil sich alles stündlich ändern konnte. Und das nicht immer alles so sein muss, wie es auf den ersten Blick erscheint. Nicht nur die oft unbedachte Alice bringt durch leichtfertiges, überstürztes Handeln sich selbst und andere in Gefahr. 

Und in "Zeitenwende am Potsdamer Platz" hat sie sich jetzt endlich in mein Herz geschlichen. 

 

Unbedingt erwähnen möchte ich noch die Ausflüge in die Kunst und der krasse Gegensatz, was mit ihr passieren kann, wenn sie den gesellschaftlichen Ansprüchen plötzlich nicht mehr genügt. Das macht mich noch jetzt betroffen und nachdenklich.  

 

Fazit: 

Eine mehr als gelungene Fortsetzung. Starke Bilder, straffe Dramaturgie und eine Geschichte, die den Leser abholt. Hoffentlich muss ich nicht so lange auf das Finale warten. 

Meine klare Leseempfehlung!