Rezension

Starke Frauen mit ernst zu nehmenden Lebensinhalten

Gut Erlensee - Cäcilias Erbe -

Gut Erlensee - Cäcilias Erbe
von Juliana Weinberg

Bewertet mit 4 Sternen

Der Zeitgeist um 1920 ist sehr gut eingefangen mit der wichtigen Position des Pfarrers, des Dorflehrers, des Tierarztes mit dem damalig typischen gesellschaftlichen Korsett besonders für Frauen: berufliche Einschränkungen sowie genormte strenge Umgangsformen. Im Mittelpunkt steht Cäcilia mit ihrer Erstanstellung als aufgeschlossene Junglehrerin, die nach den Prinzipien des   französischen Pädagogen namens Célestin Freinet unterrichten möchte, weg von üblicher körperlicher Züchtigung und sturem Auswendiglernen. Sich unabhängig von kirchlicher Aufsicht zu machen im schulischen Bereich als Frau, stellt Cäcilia als überzeugend mutig dar. Überhaupt strahlt die Wortwahl und der gesamte Schreibstil eine wohltuende Wärme aus nicht nur innerhalb dieser Familienkonstellation. Sowohl Gedanken philosophischer Art als auch Themen zum Lehrerinnenzölibat, zu gleichgeschlechtlicher Bindung, zu Max Planck mit der Lichtquantenhypothese oder der gesellschaftlich nicht akzeptierten Stellung von unehelichen Kindern geben diesem Roman Tiefe.