Rezension

Starke Frauen und ihre Träume

Die Tierärztin - Große Träume -

Die Tierärztin - Große Träume
von Sarah Lark

Ich habe den Auftakt der neuen Saga genutzt um endlich einmal die von vielen gelobte Autorin Sarah Lark kennen zu lernen und bin hellauf begeistert von ihrem Schreibstil. Dieser ist ausführlich, aber dennoch flüssig, so dass ich keine Bange vor den mehr als 600 Seiten hatte. Nach kurzer Zeit war ich völlig in der Welt der Protagonistinnen Nellie und Maria gefangen. Da ist zum einen Nellie, eine sehr starke und mutige junge Frau, die bereit ist für ihre Träume zu kämpfen. Sie hat ein großes Herz und verwehrt weder Mensch noch Tier ihre Hilfe. Phipps, wie sie ihren Jugendfreund Philipp nennt ist da eher das Gegenteil. Er lässt sich von seinem Vater zum Studium der Tiermedizin drängen, obwohl sein Herz der Musik und dem Geigenspiel gehört. Nellies Idee mit der Zweckehe scheint aufzugehen, den so ist es ihr möglich als Tierärztin in der väterlichen Praxis von Phipps mitzuarbeiten. Mit Beginn des 1. Weltkrieges ändert sich jedoch einiges. Phipps ergreift die Chance einer Musikkarriere und geht nach Amerika, Nellie muss ums Überleben kämpfen und startet einen Neuanfang in Berlin. Dort eröffnet sie mit der gelernten Tierärztin und Autistin Maria – deren Bruder Walter sie in einem Tierlazarett während des Krieges kennen und lieben gelernt hat – eine Haustierpraxis. Maria brilliert durch ihr fotografisches Gedächtnis und ihr umfassendes Wissen, wird jedoch stark durch ihr Sozialverhalten eingeschränkt. Die beiden jungen Frauen ergänzen sich wunderbar und finden trotz aller Schwierigkeiten einen Weg, sich als Tierärztinnen im Berliner Vergnügungsviertel einen Namen zu machen. Die ein oder andere dubiose Bekanntschaft aus dem Mileu bringt natürlich Vor- und Nachteile, mehr mag ich an dieser Stelle nicht verraten. Durch das überraschende Auftauchen von Walter und Philipp kommt es zu einigen Turbulenzen. Als alle Beteiligten gerade aufatmen wollen treten neuerliche Probleme auf und sie sind zu einem großen Schritt in eine ungewisse Zukunft gezwungen.

Fazit:

Für mich ist der Auftakt der neuen Saga absolut gelungen. Die Geschichte ist meines Erachtens gut recherchiert und schlüssig. Sie greift zahlreiche Themen auf, die zu der Zeit um den 1. Weltkrieg herum aktuell sind. Im Vordergrund steht natürlich der Beruf der Tierärztin/Veterinärin, dessen Studium Frauen lange Zeit verwehrt war und in Europa erst in den Kinderschuhen steckte. Selbst dann war es schwer, von der Männerwelt ernst genommen zu werden. Einfühlsam wird auch die Stellung der Juden angesprochen, welche sich zunehmend schwieriger gestaltet. Was mich sehr berührt hat, ist Marias Geschichte. Von Autismus hatte man zu dieser Zeit nicht wirklich gehört. Man hält sie für sonderbar und sogar ihre Eltern sind der Meinung, es solle doch kein Problem sein, dass sie sich endlich vernünftig verhält. Wie gut, dass ihr Bruder Walter zu ihr steht und auch mit Unterstützung von Nellie sowie Marias Studienfreund ein glückliches Leben für sie möglich ist. Eine klare Leseempfehlung von mir.