Rezension

Steampunk-Abenteuer mit diversen Schwächen

Der Lotuskrieg 1 -

Der Lotuskrieg 1
von Jay Kristoff

Bewertet mit 3 Sternen

Im Auftrag des Shoguns reisen die Jäger des Palastes tief ins nördliche Gebirge einer durch Maschinen und Habgier verseuchten Welt, um einen der längst totgeglaubten Donnertiger zu fangen. Yukiko, Tochter des legendären Schwarzes Fuchses, ist mit an Bord des Luftschiffes. Durch ihre besondere Begabung kann sie mentalen Kontakt zu dem legendären Geschöpf aufnehmen, einem mächtigen Wesen, welches zu Recht die Menschen für die brutale Zerstörung der Natur verantwortlich macht.

 

„Es ist ein Regime der Täuschung und des Mordens, durch die Gossen strömt Blut.“ (Zitat)

 

Das Setting des Romans gleicht dem feudalen Japan unter der Regentschaft eines habgierigen Shoguns. Neben vier verbliebenen Clans (Tiger, Phönix, Drache und Kitsune/Fuchs) bildet der Lotus-Clans einen mächtigen Mitspieler in Konkurrenz mit dem Shogun, da sämtliche Erfindungen auf dem Blutlotus beruhen, dessen Anbau und Verarbeitung komplett in der Hand es Lotusclans liegt. Als Kraftstoff sowie als Droge Verwendung findend, hat der Blutlotus bereits größte Teile des Inselreiches ruiniert: Die meisten Tiere sind ausgestorben, das Land ist ebenso vergiftet wie das Wasser und die Luft. Einer Steampunkwelt gleich tragen die Menschen Schutzbrillen und Atemmasken, Krieger und Anhänger des Lotusclans tragen metallene, motorbetriebene Rüstungen, selbst die Waffen werden teilweise mit dem giftigen Kraftstoff angetrieben wie das Kettensägen-Katana.

Neben dieser starken Kritik an der Zerstörung der Natur steht die verlogene Politik des Shoguns im Mittelpunkt, der seine Welt immer weiter in den Ruin treibt und nur sein eigenes Wohlergehen im Sinn hat. Für meinen Geschmack war die Zerstörung dieser fiktiven Welt schon stellenweise zuviel, alles war mir zu ruiniert und verseucht - wenn selbst der Shogun nur noch vermummt rumlaufen kann würd ich erwarten, dass dieser Maßnahmen ergreift, um zumindest das Leben für die Reichen erträglicher zu machen, aber da kam rein gar nichts. Zu kurz kommt im Roman leider die Kritik an der Unterdrückung der Frau, da hätte der Autor mehr herausholen können. Zumal ich es befremdlich fand, dass eine junge Frau im Roman sinngemäß behauptet, sie würde ihren Körper zum Wohle der Menschheit von Männern missbrauchen lassen.

Die Handlung ist umfangreich und liegt schwerpunktmäßig auf den Erlebnissen der 16-jährigen Yukiko. Enttäuscht war ich, dass der Autor sie zunächst kritisch dem Regime gegenüber zeichnete mit kleinen rebellischen Andeutungen, sie aber im Anschluss plötzlich hinter dem Regime stand und alles Regimekritische ablehnte, nur um sie dann zu einer Regimegegnerin zu machen. War in sich nicht ganz stimmig. Zudem war der Autor der Meinung, sehr oft Yukikos Haar beschreiben zu müssen, wie es ihr in Strähnen ins Gesicht weht, wie ein Vorhang über ihre Augen fällt oder ihr in nassen Strähnen im Gesicht klebt. Statt der vielen Beschreibungen ihres Äußeren wäre ein umfangreicherer emotionaler Einblick in ihren Charakter sinnvoller gewesen. Ebenso hat mir der Autor zu häufig den japanischen Gruß (Hand über Faust) beschrieben, als Wiederholung ist sowas irgendwann langweilig. Der Donnertiger, auch als Greif bekannt, war ein überaus faszinierender Charakter mit einer erfrischenden Perspektive auf die Welt. Leider hat sich der Autor bei diesem Wesen dazu hinreißen lassen, anfängliche Sprachschwierigkeiten mit Yukiko mit fehlender Intelligenz gleichzusetzen, ein Problem, was häufig als Vorurteil gegenüber Menschen auftritt, welche die Sprache des Landes nur unzureichend beherrschen.

Natürlich gibt es im Roman viele japanische Begriffe und Namen, was für einige Leser etwas ungewohnt sein könnte. Im Anhang werden viele Begriffe erklärt wie diverse Waffen, Kleidungsstücke usw. Da lohnt es sich, vorher bereits einen Blick hineinzuwerfen.

Die Idee eines Kampfes gegen das Regime einer ans feudale Japan angelehnten Steampunk-Gesellschaft, welche mit ihrer Wirtschaft die Natur aufs Gröbste ruiniert, ist durchaus interessant, wenn auch etwas überzogen. Die Spannung ist durchgehend vorhanden, wenn auch zunächst eher langsam steigend, die Handlung wirkt stellenweise konstruiert. Statt der emotionalen Entwicklung der Protagonistin hat sich der Autor leider eher auf ihr Äußeres gestürzt, ebenso missfiel mir, dass der Donnertiger/Greif zunächst nicht ganz so intelligent dargestellt wurde. Generell bleiben die Personen ziemlich oberflächlich im Roman. Vielleicht hätte dem Roman eine Überarbeitung gut getan. Der erste Band der Reihe beinhaltet eine in sich abgeschlossene Handlung, macht thematisch allerdings neugierig auf eine Fortsetzung.