Rezension

Steampunk meets Thrill!

Die Seelenlosen - Tanja Meurer

Die Seelenlosen
von Tanja Meurer

Bewertet mit 4 Sternen

Gwenael kehrt zurück in seine alte Heimat Valvermont - verwundet im Krieg und mit einer neuen, großen Aufgabe betraut. Er ist der neue Commandant der Stadtgarnison. Dass das nicht unbedingt leicht werden würde war ihm von Anfang an schon klar. Dass er seinen Dienst allerdings mit einer grauenhaften Mordserie beginnt, damit hatte er nicht gerechnet. Ein seltsamer Automat tötet schwangere Frauen, schneidet ihnen die Kinder aus dem Leib. Gwen sieht Parallelen zum Mord an seiner Mutter, der weit in der Vergangenheit liegt. Und als wäre das nicht schon genug, scheint sein Liebhaber mitten drin zu hängen.. 

Ich hab eine Weile gebraucht, um mich in der Geschichte wirklich wohl zu fühlen. Das fand ich aber nicht wirklich schlimm, im Gegenteil. Denn die Autorin hat hier nichts falsch gemacht - es liegt weder am Schreibstil noch an der Handlung, nein, vielmehr werden wir als Leser in eine ganz neue, nicht umkomplexe Welt geworfen. Das braucht einfach seine Zeit - aber die Erkundung macht Spaß. Fast wie ein Urlaub in einem völlig fremden Land, da braucht man ja auch ein paar Tage, bis man sich wie gewohnt auf den Straßen bewegt. 

Eines der Schlüsselthemen dieses Buches ist die Homosexualität des Protagonisten. Und ganz ehrlich, damit tu ich mich normalerweise ein bisschen schwer. Dass dieses Thema in der Literatur aufgegriffen wird ist ja glücklicherweise schon lange nichts neues mehr, meistens wird man als Leser aber doch eher zaghaft ran geführt. Der Mehrwert geht mit den vorangehenden Rechtfertigungen irgendwie verloren. Tanja Meurer hat sich hier anders entschieden - Gwen ist schwul, punkt. Kein warum, keine Schwierigkeiten, es ist einfach so. Und das finde ich wundervoll - das Thema wird hier genau so selbstverständlich bearbeitet, wie es sein sollte. Großes Plus in meinen Augen!
Ebenso gut gelungene finde ich die Konstruktion der Charaktere - in Meurers Buch gibt es kein schwarz und weiß. Jaleel ist ein Dieb und ein Taugenichts, aber eben ein Herzensguter Mensch. Hohe Tiere in der Regierung haben es im Leben zu etwas gebracht, ertränken ihren Kummer und ihre Sorgen allerdings in literweise Alkohol. Klingt doch wie das echte Leben, oder?

Zusätzlich dazu gibt es natürlich noch ein großes Rätsel und eine gehörige Portion Spannung - bis der Teil der Handlung wirklich Fahrt aufnimmt dauert es zwar eine Weile (dafür auch das Sternchen Abzug), wenn es dann aber so weit ist kann man sich dem Sog des Buches fast nicht mehr entziehen. Die ganze Szenerie hat ein bisschen was von Jack the Ripper, was sich super in die steampunkige Atmosphäre einfügt. Und dann macht es einfach Spaß, gemeinsam mit dieser skurrilen Ermittlertruppe (Ein Veteran, eine resolute Wäscherin, ein Taugenichts, ein verliebter Zwerg und ein Trunkenbold) gemeinsam im Dunkeln zu tappen und Rätsel zu lösen. 
Zum Teil schafft man es auch, die Puzzleteile vor der Auflösung zusammen zu setzen - aber eben nur zum Teil. Die Auflösung muss dann doch die Autorin liefern, dafür ist das Geheimnis einfach zu gut verstrickt.

Zum Schluss gibt es dann noch einen fiesen Cliffhanger - Band 2 wird also schon sehnsüchtig erwartet.