Rezension

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Steigert sich innerhalb der Geschichte ungemein

Die Angst in mir - Zondra Aceman

Die Angst in mir
von Zondra Aceman

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nay und Tim sind schon seit dem Kindergarten die allerbesten Freunde, doch eigentlich empfindet Nay viel mehr für ihn. Tim hingegen scheint davon nicht viel zu spüren und hat eine Freundin nach der nächsten. Wie sehr er Nay dadurch verletzt, ist ihm aber nicht bewusst. Als eines Tages ein junger Mann mit seiner Pflegefamilie ins Nachbarhaus zieht, ist selbst Nay überrascht, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlt. Doch Jason, so heißt der junge Mann, hat große Probleme, über die er noch nie mit jemanden gesprochen hat. Er kann keinen anderen, weder Mensch noch Tier, berühren, ohne dass er diese verletzt. Nay ahnt davon natürlich auch nichts und macht es sich zur Aufgabe, Jason zu integrieren und dazu zu bringen, aus dem Haus und auch aus sich selber heraus zu gehen. Die Beiden kommen sich immer näher und finden heraus, dass Nay tatsächlich in der Lage ist, Jason zu berühren, ohne dass ihr etwas geschieht. Verfügt auch sie über eine Gabe? Was steckt da hinter? Als Jason dann auch noch verschwindet, wird es ganz mysteriös und Nay begibt sich mit Tim auf die Suche nach der Wahrheit.

Meine Meinung:

Der Klappentext ließ mich zunächst an ein Jugendbuch mit der in letzter Zeit gerne beschriebenen Dreiecksbeziehung denken, was dann aber so gar nicht zum Cover (welches auch schon verändert wurde)  passen konnte. So beginnt diese Geschichte zunächst auch mit der Beschreibung der unterschiedlichen Charaktere und nimmt dann ab ca. einem Drittel eine Wendung, die sich nicht vorausahnen ließ, denn hier kommt Fantasy ins Spiel und das belebt auch die ganze Geschichte. Der Schreibstil ist einfach gehalten und die Sprache jugendlich bis salopp, ich hatte beim Lesen auch das Gefühl Gedanken und Dialoge von Teenagern zu verfolgen. Was mich etwas stört, ist die sehr langen Gedankengänge und Dialoge im o. g. ersten Drittel. Es nimmt einfach zu viel über die Charaktere vorweg und wirkt dadurch langatmig. Hier würde ich mir wünschen, dass einfach noch vieles unausgesprochen bleibt und man als Leserin die Chance bekommt, sich da auch ein wenig mehr alleine zusammenzureimen. Auch die Gefühle zwischen Jason und Nay haben sich für mich zunächst zu schnell entwickelt, ich hatte hier den Eindruck, dass sie sich viel länger kennen müssten, um so voneinander denken zu können und füreinander zu empfinden. Denn wenn Nay seit Jahren in Tim verliebt ist, so schwankt sie mir einfach zu schnell um, sie hätte doch eigentlich über längere Zeit Zweifel haben müssen.
Die Beschreibungen der Charaktere und teilweise der Umgebungen waren dann sehr detailliert und ließen schnell Bilder beim Lesen entstehen, waren aber auch zum Teil wieder zu viel. Die guten Absichten, die Charaktere hier näher zu bringen und ihre Eigenschaften heraus zu kristallisieren, sind mir persönlich etwas zu lang geraten und somit zu langatmig. Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive geschrieben und wird abwechselnd von Nay und Jason erzählt, so dass man die beiden Protagonisten gut kennenlernen kann. Nay ist eine sehr sympathische junge Frau, die sanft und großherzig wirkt, aber sich auch schnell wendet. Ihre Gefühle für Tim waren so intensiv und plötzlich, wie aus dem nichts, ist da der andere. Hier hätte es mir wieder besser gefallen, wenn sich die Beziehung zwischen Jason und Nay langsamer entwickelt, damit es glaubhafter wirkt. Jason ist recht glaubwürdig dargestellt, hier aber das gleiche, bitte etwas langsamer, denn er ist ein durch und durch misstrauischer Mensch und wird dadurch sich nicht so schnell öffnen können. Tim, der wichtigste der Nebencharaktere, ist mir zunächst sehr unsympathisch und man fragt sich kurzzeitig, wieso sich Nay in ihn überhaupt verlieben konnte.
Nach dem ersten Drittel kommt dann die große Wendung und es wird etwas Neues eingebaut, es geht in den Fantasybereich über und ab hier fiel mir auch die ganze Geschichte wesentlich leichter. Es wurde deutlich spannender, wenn auch das ein oder andere zu einfach gelöst wurde, z. B. das Auffinden von "Dr. Lange". Trotzdem wird es hier wesentlich spannender und ließ sich so weg lesen. Es gab diverse Wendungen, die überraschen konnten und auf das Ganze ein anderes Bild warfen. Ab hier verflogen die Seiten nur so und die Geschichte gefiel mir richtig gut. Es lohnt sich auf jeden Fall, hier am Ball zu bleiben.

Mein Fazit:

Ein leicht und schnell zu lesendes Buch, dessen Klappentext zunächst ein wenig in die Irre führt. Hier findet man deutliche Fantasyelemente, mit denen ich nur gerechnet habe, weil ich es zuvor wusste, die aber nirgendwo auf dem Klappentext erwähnt wird. Das führt potentielle Leser in die Irre und die, die Fantasy lesen, bleiben fern. Sprachlich durchaus gut für die Zielgruppe geeignet und leicht verständlich, lässt es sich so weg lesen, mir ist es vom Stil noch ein kleines bisschen zu umgangssprachlich. Der Einstieg fiel mir durch die vielen Gedankengänge und Dialoge nicht ganz leicht. So lernte ich zwar die Charaktere näher kennen, musste aber auch aufpassen um nicht gedanklich abzuschweifen. Die Grundidee der Geschichte ist sehr gut, die Fantasyelemente recht neu und bringen Abwechslung. Jetzt muss nur noch der Mut dazu da sein, mehr Geheimnisse und Puzzleteile, gerade zu Beginn zu streuen, damit ich als Leser mich noch mehr mit dem Geschriebenen auseinander setzen muss. Von mir gibt es lieb gemeinte 3,5 von 5 Sternen!