Rezension

Stell dir vor ...

Alphawolf - Sandra Henke

Alphawolf
von Sandra Henke

Bewertet mit 0.5 Sternen

.. du sitzt mit einem alten Freund, den du zwei Jahre lang nicht gesehen hast, in einem Restaurant. Es kribbelt gerade so schön, weil du schon früher mal auf den Mann gespechtet hast, alles ist easy und flirtend. Plötzlich steht ein Neanderthaler vor dir, den du zufällig vor kurzem kennengelernt hast.

Beim ersten Mal ist er in deine Wohnung eingebrochen und hat dein Leben bedroht, weil du gesehen hast, was er und seine Kumpel sind: Werwölfe.
Beim zweiten Mal hat er dich mehr oder weniger vergewaltigt. Ist ja nicht so, als könnte man großartig Nein sagen, wenn ein Riesentyp mit Riesenmuskeln und Riesenkrallen an den Händen, der mal eben auch kurz Fell auf seinem Körper sprießen und aus seinem Mund ein ultragefährliches Maul werden lassen kann, beschließt, dass es für dein weiteres Leben besser wäre, wenn du dich hinlegst und die Beine breitmachst.

Gehen wir nur mal davon aus, dass du den Psycho bis dahin aus welchen Gründen auch immer noch nicht verklagt hast. Aber jetzt steht er wieder vor dir, reißt dich aus deinem Stuhl und verschleppt dich (yeah, voll romantisch, oder?!) aufs Herrenklo. Dort presst er dich gegen eine Wand und lässt dich seinen Ständer spüren, während er dich küsst.
Was tust du also? Richtig. Du siehst zu, dass du irgendwas findest, was du dem Psycho über die gerade mal nicht pelzigen Ohren hauen kannst und wenn er dann am Boden liegt, siehst du zu, dass du so lange dahin trittst, wo es richtig wehtut, damit der Neanderthaler nie wieder auf die Idee kommt, eine Frau oder wen auch immer zu bedrohen, sondern eher mit dem Gedanken spielt, in einen Knabenchor einzutreten.

Sollte man meinen, dass ein intelligenter Mensch das tut.

Was macht aber unsere Heldin Tala? Sie schmilzt dem Psycho in die Arme und ist ganz begeistert davon, dass er sie regelmäßig bedroht, sexuell belästigt und der Meinung ist, sie sei ihm was schuldig, weil sie gesehen hat, dass er und seine Truppe Werwölfe sind.

Klingt nicht logisch? Ist es auch nicht, es sei denn, man steht auf Storys mit Stockholmsyndromopfern.

Tala und Psychos Problem (vom Offensichtlichen mal abgesehen) besteht darin, dass sie einen Typen namens Dante (hui, wir sehen regelrecht das Inferno vor uns, das dieser Name auslöst, ja?) suchen und finden müssen, der noch mehr Psycho als Talas Psycho ist. Der belästigt nicht nur willige Stockholmsyndromopfer, sondern zerstört alles Mögliche, was zu Indianern gehört, bringt auch mal eben einen um, weil er sackig ist, dass er Werwolf ist. Mag nicht so wirklich seine innere Bestie und so. Sie müssen ihn also stoppen, damit keiner auf die Idee kommt, dass Werwölfe in Wirklichkeit existieren. Dafür muss Psycho alle siebzig Seiten (also dreimal) mit Tala Sex haben, der alle dreimal ziemlich gleich abläuft. Sieht man also davon ab, dass er ein Psycho ist, ist er auch noch ein einfallsloser Psycho im Bett. Na, wunderbar.

Gegen den Schreibstil selbst kann man nichts sagen, der ist in Ordnung. Dummerweise habe ich mich durch die Schlagworte Werwolf und Indianer ködern lassen, sonst hätte ich einen weiten Bogen um dieses Buch geschlagen. Ich erwarte wirklich keine große Logik in Gestaltwandlerbüchern, ich bin wenig anspruchsvoll, auch lese ich gelegentliche Sexszenen so gern wie jeder andere. Aber wenn ich mir dann jedes Mal über zehn Seiten lang verdeutlichen lassen soll, welch supertollige Zunge der Psycho hat, wird's langweilig. Leider wurde es durch die Kampfszenen, die zwischendrin eingestreut waren, auch nicht besser. Sie waren - und zumindest hier beweist die Autorin Konsequenz -, unlogisch und zeugten davon, dass sie keine Ahnung hat, wie ein Kampf abläuft.

Fazit: Ein Werwolfroman, der von einem - milde ausgedrückt - unsympathischen Protagonisten und seinem Loveinterest getragen wird, und der definitiv ein zumindest bedenkliches Frauenbild vermittelt. Nicht zu empfehlen.

Kommentare

kommentierte am 22. Februar 2014 um 12:23

Daumen hoch für diese Rezension.