Rezension

Stelle dich deinem persönlichen Sturm

Über mir der Sturm - Sarah Nierwitzki

Über mir der Sturm
von Sarah Nierwitzki

Ich hatte das Glück, an einer Leserunde mit Autorenbegleitung zu diesem Buch teilnehmen zu können. Darüber biin ich auch unsagbar froh, denn es gab während des Lesens so viele Dinge, die ich loswerden wollte, dass ich sie nie im Leben in einer Rezension hätte unterbringen können. Schon gar nicht ohne zu spoilern.

Der Einstieg in die Geschichte hat mich gleich eiskalt erwischt, denn wir starten nicht mit flauschigen Heile Welt Kapiteln, sondern werden beinahe sofort in eine der schlimmsten Situationen des ganzen Buches geworfen. Ohne viel Vorgeplänkel startet man also in die Geschichte und wird sofort mitgerissen.
Hanna ist ein sehr authentischer Charakter und die Autorin schaffte es, mir jede ihrer Situationen und Gefühlsregungen plausibel und glaubwürdig rüber zu bringen. 

Auch David als Gegenpart hat mir sehr gut gefallen und die Autorin hat es geschafft, dass ich mich beim Lesen ein kleines bisschen in ihn verlieben konnte. Solche Protagonisten mag ich besonders. Aber David ist in keinerlei Hinsicht nur irgendein Love Interest, der der Geschichte die gewisse Portion Romantik verleiht, sondern soviel mehr als das. Genauer möchte ich darauf allerdings nun nicht eingehen, das müsst ihr schon selbst lesen.

Mit Hannas Familie, ihren alten und neuen Freunden und Bekannten werden noch einige weitere Charaktere eingeworfen, welche mir aber leider teilweise etwas zu "glatt" waren. Auch einer sehr netten und verständnisvollen Person, steht es in meinen Augen mal ganz gut, wenn sie ein falsches Wort sagt, ihr in Stresssituationen etwas ungewolltes herausrutscht. Dies ist hier aber vor allem bei Hanna selbst zu beobachten, den Nebencharakteren fehlte es meist an solchen Regungen. Das ist vermutlich auch der Grund, warum mir neben den beiden Protagonisten, Hannas Mutter noch am besten gefallen hat. 
Diesen kleinen Kritikpunkt macht die Autorin aber durch den Ausbau von Hannas Charakter wieder wett.

Die Geschichte verläuft mit deutlichen Höhen und Tiefen, zu keiner Zeit linear. Man muss also immer auf alles gefasst sein. Und das ein oder andere Mal hat die Autorin mich damit auch wirklich eiskalt erwischt. Denn wenn die Autorin hier eines zeigt, dann das man vielleicht sehr lange vor dem Sturm davon laufen kann, irgendwann aber immer gezwungen wird, inne zu halten und sich seinem persönlichen Sturm zu stellen und zu lernen, dagegen anzukämpfen, statt davon zu laufen.

Es gab einige Situationen, in denen ich mehr Potenzial gesehen habe, als die Autorin ausgeschöpft hat. Hier wäre stellenweise etwas "mehr" noch schön gewesen. Dies geht quasi auch Hand in Hand mit den schon oben erwähnten zu "perfekten" Charakteren. Ein wenig Konflikt hätte der Geschichte hier und da sicher nicht geschadet.
Vielleicht ist das aber auch dem Wunsch geschuldet, mehr Seiten von dieser einnehmenden Geschichte geboten zu bekommen.

Alles in allem schließt sich am Ende nämlich der Kreis und die letzten Kapitel zeigen deutlich, dass es nicht immer alles bis ins kleinste Detail berichtet werden muss.

Ein sehr flüssiger Schreibstil und eine Leichtigkeit, die das Buch dennoch niemals oberflächlich wirken lassen, machten "Über mir der Sturm" zu einem besonderen Leseerlebnis, welches leider viel zu schnell vorbei war.