Rezension

Stellt euch vor, ich bin fort

Stellt euch vor, ich bin fort - Adam Haslett

Stellt euch vor, ich bin fort
von Adam Haslett

Bewertet mit 4 Sternen

In "Stellt euch vor, ich bin fort" erzählt Adam Haslett sehr einfühlsam die Geschichte einer Familie, die schwer mit Depression und ihren Folgen zu kämpfen hat.

Interessant fand ich, dass im Roman soweit ich mich erinnere das Wort „Depression“ gar nicht vorkommt. Es ist immer von „Krankheit“ oder dem „Ungeheuer“ die Rede. Aber auch ohne das Wort zu benutzen, macht Haslett klar um was es hier geht. Vor allem wie die einzelnen Familienmitglieder damit umgehen ist spannend zu lesen. Eindrücklich wird beschrieben, wie sich die Krankheit des Vaters auf Kindheit und Erwachsenenleben seiner drei Kinder auswirkt. Auch in der Familie selbst scheint niemand die Krankheit beim Namen zu nennen. Dabei ist offensichtlich, dass sie die Gedanken jedes Familienmitglieds beherrscht.

Besonders begeistert haben mich die Kapitel aus Michaels Perspektive. Mit wie viel Kreativität, Intelligenz und – trotz allem – Witz Haslett seinen Charakter ausstattet ist bemerkenswert. Hört man Michael selbst zu, ist es um so tragischer, dass er für seine Umwelt irgendwann nur noch Krankheit, Anstrengung und Anlass zur Sorge ist.

Haslett erzählt eine Geschichte von Verlust, Geschwisterliebe, Geldsorgen, Freundschaft, Familienleben und Krankheit. Das macht er sehr gekonnt und in einem ruhigen melancholischen Ton. Eigentlich weiß man, dass es nicht gut ausgehen kann aber trotzdem will man weiterlesen und weiterhoffen. Eine eindringliche und bewegende Studie einer Familie.