Still – Susan Cain
“Wer weiß, redet nicht
Wer redet, weiß nicht”
(Laotse, Tao Te King)
Dieses Zitat aus dem Buch “Still” von Susan Cain, weist gleich auf den fundamentalen Mentalitätsunterschied zwischen der fernöstlichen und unserer westlichen Geisteshaltung hin.
Unsere Mentalität ist geprägt vom Extravertierten, Lauten, denn nur wer laut genug klappert, wird auch gehört. Die östliche ist eher geprägt von der Verehrung von Bildung und von der Vorliebe zur Harmonie.
Bei uns im Westen gilt Introversion fast schon als Krankheit, die Leisen und Schüchternen werden kaum wahrgenommen. Im Beruf haben sie schlechtere Karrierechancen. Dabei sind die Introvertierten ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft, immerhin gehören etwa ein Drittel unserer Mitmenschen dazu. Viele Entdeckungen und Entwicklungen werden von den Leisen gemacht (Einsteins Relativitätstheorie, Chopins Nocturnes, aber auch Charlie Brown oder Google wären nicht da).
In ihrem Buch räumt Susan Cain auch mit ein paar anderen Vorurteilen auf. Mythos Multitasking zum Beispiel. Das menschliche Gehirn ist zwar als Netzwerk konstruiert, es kann aber keine Aufgaben parallel abarbeiten. Es schaltet immer zwischen den verschiedenen Aufgaben hin und her, was gleichzeitig aber die Produktivität vermindert.
Ein anderes Beispiel ist die “Coding War Games”-Studie von De Marco. In der Studie wurden die Arbeitsergebnisse verschiedener Programmierer miteinander verglichen. Die Besten unter ihnen brauchten für die Aufgabe weniger Zeit und machten auch keine Fehler. Bei der Analyse stellte sich heraus, dass die Arbeitsbedingungen den ausschlaggebenden Faktor bildeten. Die Besten arbeiteten in einer Atmosphäre der Ruhe und der Ungestörtheit, während die Arbeitsbedingungen der Schlechteren durch Hektik & Unruhe geprägt waren.
Susan Cains Buch ist ein Muss für alle Introvertierten, die mehr über sich erfahren wollen, es ist aber vor allem ein Superbuch für die Lauten unter uns, die endlich die besonderen Stärken und Fähigkeiten der Leisen verstehen lernen wollen.