Rezension

Stille Nacht, heilige Nacht - Hill hat uns den Horror gebracht!

Christmasland - Joe Hill

Christmasland
von Joe Hill

Bewertet mit 5 Sternen

Vicky McQueen hat eine besondere Gabe, mit der sie bereits als Achtjährige verlorene Dinge wiederfinden kann. Mit Hilfe ihres Fahrrades und gebündelter Gedanken kann sie eine Brücke - die Shorter Way Bridge - erschaffen, die eine Verbindung zu Vics "Inneren Welt" darstellt. Doch Vic ist nicht die Einzige, die diese Gabe besitzt, auch Charlie Manx nutzt ein besonderes Hilfsmittel, um Kinder ins "Christmasland", seine eigene persönliche Inwelt, zu befördern - einen Rolls Royce Wraith aus dem Jahr 1938 mit dem diabolischen Nummernschild "NOS4A2". Und genau das ist der Wagen, aus dem es kein Entkommen mehr gibt, denn er saugt den Kindern die Seelen aus und nährt damit seinen Fahrer Manx. Vic ist die Einzige, die Manx aufzuhalten vermag. Kann sie sich dem Bösen entgegenstellen und den Kampf um die Seelen der Kinder gewinnen?

Die Aufmachung:
"Christmasland" besticht durch eine besondere Hardcover-Aufmachung, die mir sehr gefällt. Das Cover stellt die Kühlerfigur des Wraith (Spirit of Ecstasy) im Ausschnitt dar. Der Kopf ist reliefartig hervorgehoben. Auch die Schrift passt sehr gut, da sie ohne Schnörkel sehr plakativ ist. Der Klappentext verrät nicht zu viel, macht aber neugierig und das Buch kommt ohne reißerische Werbung hervorragend zurecht.
Nimmt man den Schutzumschlag ab, so hält man ein schwarzes Buch in der Hand, lediglich der Buchrücken ist mit Titel und Autor versehen und das im Prägedruck, was sich besonders schön anfühlt.
Die Innengestaltung ist aufgewertet durch tolle Illustrationen von Gabriel Rodríguez.
Die Kapitel gehen meist nahtlos ineinander über, was es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen - sehr gekonnt Mr. Hill.

Mein Eindruck:
Ohne zu viel zu verraten, was bei einem derart spannenden Thriller Frevel wäre, kann ich sagen, dass mich das Buch von Anfang bis Ende fesseln konnte. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl unnötiger Längen, was nicht heißt, dass Hill uns nur mit Vollspeed durch die Geschichte treibt. "Christmasland" schlägt auch ruhige und nachdenkliche Töne an, erzählt uns die Geschichte einer jungen Frau, die keine leichte Kindheit hatte, was auch ihr Erwachsenendasein stark beeinflusst. Vic ist keine strahlende, vom Glück verwöhnte Heldin, eher das Gegenteil. Sie kämpft mit Alkoholproblemen, Versagensängsten und nicht zuletzt auch mit ihrer Mutterrolle. Dennoch ist sie sympathisch und man fühlt mit ihr.
Charlie Manx, dem Leser zunächst als durch und durch Böse vorgestellt, hat ebenfalls seine Beweggründe, die sich einem erst spät und möglicherweise auch nicht vollständig offenbaren. Nicht zuletzt handelt "Christmasland" aber auch von Liebe und Vergebung, von Stärke und Schwäche, von Mut und Angst - Joe Hill schafft es dem Leser dies alles auf ganz besondere und epische Weise nahezubringen. Chapeau!

Bisher habe ich von Joe Hill nur "Im hohen Gras" gelesen, eine Kurzgeschichte, die er zusammen mit seinem Vater Stephen King geschrieben hat. "Christmasland" war mein erster Roman von ihm und dabei wird es definitiv nicht bleiben. Ich bin begeistert und der Meinung, dass es Hill geschafft hat neben seinem "großen" Vater durchaus auf Augenhöhe bestehen zu können.

Fazit:
5 von 5 Sternen für einen spannenden Horrorthriller, der mir etliche Stunden reines Lesevergnügen schenken konnte.
Für mich mein persönliches Jahreshighlight 2013.