Rezension

Stimmt nachdenklich..

Der Lebensschreiber - Christoph A. G. Klein

Der Lebensschreiber
von Christoph A. G. Klein

Bewertet mit 3 Sternen

Enno hat ein ganz besonderes Talent. Er kann Geschichten schreiben, die das Leben anderer Menschen beeinflussen. Er hält die Fäden in der Hand, ist wie ein großartiger Puppenspieler auf der wichtigsten Bühne, die man sich vorstellen kann - auf der des Lebens. Zunächst scheint ihn das zu erfüllen. Zunächst, denn Enno ist einsam. Und so verwebt er seinen eigenen Lebensfaden untrennbar mit dem eines anderen Menschen.

Ich hatte am Anfang ein wenig Mühe in diese Geschichte hineinzufinden. Klein hat eine wunderschöne, poetische Sprache für seine Erzählung gewählt, allerdings habe ich immer Probleme damit, wenn jeder einzelne Satz versucht DER Satz zu werden. Der, der alles aussagt, der besonders tiefgründig und besonders emotional ist. Das legt sich im Laufe der Geschichte dankenswerterweise wieder, dann war auch ich voll dabei.

Der Autor hat die Ich - Perspektive gewählt, was in diesem Fall weitreichende - positive - Konsequenzen hat. Einerseits stehen wir unserem Protagonisten Enno wahnsinnig nahe, wir kennen sein Innenleben, seine Gefühle, all seine Abgründe. Wahrscheinlich verstehen wir ihn besser als er sich selbst. Und andererseits haben genießen wir einen sehr subjektiven Blick auf die Realität, auf Ennos Realität, so wie er sie sieht. Mittendrin statt nur dabei lautet hier also die Devise. 

Dieses Buch wirft allerhand Fragen beim Leser auf - welchen Sinn hat das Leben? Sind wir wirklich so manipulierbar? Was ist Glück, und was macht auf Dauer glücklich? In anderen Worten: wir haben hier einen unverkennbar philosophischen Ansatz, nach dem Lesen kann man hier nicht einfach einen Haken dahintersetzen, man denkt weiter. Und ist es nicht genau das, was Bücher, Kunst im allgemeinen, bewirken soll?

Das Ende hat mir persönlich leider nicht wirklich gefallen. Ich möchte hier an dieser Stelle nicht zu viel verraten, denn auch wenn das Buch quasi mit seinem eigenen Ende beginnt bleiben noch einige Fragen offen. Also belasse ich es einfach bei einem "unstimmig". Für mich persönlich, in mein eigenes Bild von Enno, hat das Ende einfach nicht gepasst.

Der Lebensschreiber ist dennoch ein besonderes Werk. Hinter den Zeilen verstecken sich eine ganze Menge Gefühl und Weisheit, die es wert sind, gelesen zu werden.