Rezension

Story mit Potential, die Verwirrung überwiegt

Rachekarte (Nur bei uns!) -

Rachekarte (Nur bei uns!)
von Juna Kristensen

Das dauerhafte Mobbing von Mitschülern treibt eine Gruppe von 7 Schülern dazu, ein Kartenspiel mit einer „Rachekarte“ zu spielen, das sie immer tiefer in einen Sog zieht, bis es tödlich endet und es kein Zurück mehr gibt ...

Die Psychologin Svea will die Vergangenheit ruhen lassen und am liebsten weiterhin verdrängen, was vor 10 Jahren passiert ist, doch das perfide Kartenspiel aus ihrer Jugend holt sie und ihre Freunde wieder ein … denn es gibt noch einige offene Fragen, die jetzt beantwortet werden sollen – doch wer hat ein Interesse daran, alles wieder heraufzubeschwören und wer trägt eigentlich die Schuld an den damaligen Geschehnissen im Farmhaus an der Nordsee?

Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der rückblickend ziemlich viel vorwegnimmt, den Leser aber dennoch mit einigen Fragezeichen zurücklässt, die im Laufe des Buchs noch aufgeklärt werden.

Leider sind die beiden Handlungsstränge (Gegenwart und vor 10 Jahren) sich so ähnlich, dass sie Verwirrung stiften, was dem Lesefluss sehr schadet, auch wenn der Schreibstil der Autorin gut verständlich ist.

Die Kapitel werden zwar mit „Gegenwart“ oder „Vier Monate vor ...“ überschrieben, dennoch sind die Personen und Orte in beiden Handlungssträngen identisch, weshalb es während des Kapitels oft verschwimmt, ob man sich jetzt in der Gegenwart oder vor 10 Jahren befand, was häufiges Zurückblättern nötig machte und ich musste oft überlegen, wo ich mich gerade befand: wissen die Freunde das jetzt auch oder ist die Aufklärung erst in einem „Gegenwart“-Kapitel erwähnt worden?

Außerdem sind die Vergangenheits-Kapitel nicht chronologisch geordnet, so folgt einem „8 Monate vor ...“ ein Kapitel mit „10 Monate“ und dann „4 Monate“, was es zusätzlich zum erwähnten Überblicksverlust innerhalb eines Kapitels noch schwieriger machte, weil der Vergangenheits-Handlungsstrang in sich uneinheitlich ist.

Außerdem tauchen gleich zu Anfang sehr viele Namen auf (Mobbende und Gemobbte), die bis auf wenige Ausnahmen nur oberflächlich behandelt werden und damit kaum eine Verbindung aufzubauen ist. Andere, wichtige Personen tauchen dagegen bis zur Hälfte des Buches überhaupt nicht auf, weshalb es dauert, bis die Geschichte wirkich Fahrt aufnimmt.

Ich war zwischenzeitlich wirklich genervt von meiner eigenen Verwirrung was jetzt Vergangenheit und was Gegenwart ist, und fand die sich wiederholenden Formulierungen wie „das andere Mädchen“ oder „der andere Mann“, statt den Namen zu nennen, ziemlich auffällig.

Dennoch gibt es vor allem in den „Gegenwart“-Kapiteln immer wieder gute Spannungsmomente, und irgendwie ist auch jeder mal verdächtig, aber durch den Wechsel mit den Vergangenheits-Kapiteln kann der Spannungsbogen leider nicht aufrecht erhalten werden.

Die Story hat wirklich Potential, auch die Idee der „Rachekarte“ finde ich gut, die Umsetzung hinkt aufgrund der Verwirrung aber doch deutlich, weshalb es von mir leider nur 2 von 5 Sternen geben kann.