Rezension

Strittiges Gefühlskino

Nathalie küsst - David Foenkinos

Nathalie küsst
von David Foenkinos

Bewertet mit 3 Sternen

Nathalie und François sind ein Bilderbuchpaar. Seit ihrer ersten Begegnung sind sie unzertrennlich. Sie heiraten schnell und leben eine beneidenswert glückliche Ehe. Doch eines Tages wird ihrem Glück ein jähes Ende bereitet, als François beim Joggen von einem Auto erfasst wird und kurze Zeit später im Krankenhaus stirbt.

Nathalie ist am Boden zerstört. Ihre Lebensfreude ist wie weggeblasen. Alles erscheint ihr fortan sinnlos. Sie fühlt sich kraftlos. Sie trauert. Dieser Zustand wird auch über die Jahre nicht besser. Irgendwann beschließt sie, sich ganz ihrer Arbeit als leitende Angestellte in einer schwedischen Firma hinzugeben. Es scheint der einzige Weg zu sein, der ihr hilft nach vorne zu schauen. Auf ein Leben ohne François.

Eines Tages überkommt es Nathalie und sie küsst ihren Mitarbeiter Markus aus heiterem Himmel. Eine intime Geste, die sie nicht nur selbst überrascht, sondern für sie auch unerklärlich bleibt. Denn Markus ist ein unscheinbarer und merkwürdiger Zeitgenosse und zudem rein optisch so gar nicht Nathalies Fall. Sie ist mehr als verwirrt. Dreht sie nun völlig durch?

Doch als sich in ihrem Inneren ganz leise und unbemerkt Gefühle für den verschrobenen Schweden entwickeln, wird Nathalie stutzig. Und dabei war sie sich so sicher, niemals wieder lieben zu können…

~°..Meine Meinung..°~

David Foenkinos erzählt in seinem Buch “Nathalie küsst” eine traurige, lustige und zugleich verschrobene Geschichte über das Leben. Was wird aus einem Menschen, wenn der wichtigste Mensch an seiner Seite plötzlich nicht mehr da ist? Kann man einfach so weiterleben wie bisher? Will man so weiterleben wie bisher? Wie geht ein Mensch mit Verlust um? Wie weit kann Trauer gehen und vor allem, was kann sie aus einem Menschen machen? Brauchen wir wirklich einen Menschen an unserer Seite um glücklich zu sein? Was macht das Leben denn nun wirklich lebenswert?

Derartige Denkansätze scheint uns Foenkinos in “Nathalie küsst” auf den Weg geben zu wollen. Und es gelingt ihm. Denn mit Nathalie ist Foenkinos eine hervorragende Protagonistin gelungen. Sie veranschaulicht uns die verschiedensten Gefühlsregungen eines Menschen. Zeigt, wie dicht Glück und Pech aneinander liegen. Verdeutlicht, was uns Gefühle ausmachen. Während Nathalie zu François Lebtagen eine lebenshungrige und aufgeweckte Person ist, badet sie in ihrer Phase der Trauer in Selbstmitleid; scheint nahezu gelähmt - unfähig, das Leben zu leben.

Foenkinos lässt uns nachdenklich werden. Er erzählt uns eine scheinbar belanglose Geschichte, deren Ausmaße uns aber erst nach ein paar Seiten bewusst werden.
Doch auch wenn Foenkinos die Geschichte größtenteils sehr gut gelungen ist und er sie immer wieder durch witzige Anmerkungen und Anekdoten auflockert (wie z.B. die Aufstellung aller möglichen Sätze, die Nathalie als letztes zu François gesagt haben könnte), fehlte mir dennoch das gewisse Etwas.

Der Funke, über den viele andere Leser nach dem Lesen des Buches berichteten, blieb mir leider verwehrt. Foenkinos Geschichte hat mich berührt und auch gut unterhalten, aber letzten Endes einfach nicht vom Hocker gehaun. Aus diesem Grund bekommt ”Natalie” von mir nur 3 von 5 möglichen Lichtern am Ende des Tunnels.