Rezension

Sturmkönige 01, Dschinnland: Story traumhaft, Charaktere weniger

Die Sturmkönige - Dschinnland - Kai Meyer

Die Sturmkönige - Dschinnland
von Kai Meyer

Bewertet mit 3 Sternen

Ich bin ein großer Fan von Meyer und wollte mich nach vielen positiven Stimmen auch an seine Sturmkönige wagen. Eigentlich interessieren mich Sagen aus 1001 Nacht wenig, doch die Fantasiewelt die Meyer erschaffen hat ist so zauberhaft, dass auch ich von ihr verzaubert bin.

Zur Handlung: Wir haben einen Schmuggler namens Tarik, der illegalen Teppichrennen beiwohnt, sich gerne betrinkt, um einem schrecklichem Erlebnis aus der Vergangenheit zu entkommen, seinen jüngeren Bruder Junis, der ihm die Schuld dafür gibt, eine tote Liebe und ein geheimnisvolles Palastmädchen, Sabatea, die unbedingt nach Badgdad muss, ihren Körper dafür einsetzt, jedoch fürchterlich böse wird, wenn man sie eine Straßendirne schimpft. Nun ja. An meiner Überschrift kann man vermutlich schon erahnen wo meine Kritik liegt.

Es dauert ewig bis man zu den Charakteren eine Verbindung herstellen kann und über 200 Seiten hinweg habe ich mich stets gefragt, woran das nur liegen könnte? An der raschen Liebesnacht quasi auf Seite 2? Nach wenigen Tagen wird von Liebe gesprochen? Gefühle in null Komma nix? Für mich war es wirklich schwierig einen Draht zu den Figuren aufzubauen, weil sie so erzwungen rüber kamen. Besonders die zwischenmenschliche Beziehung.

Auf der einen Seite eine Hass-Liebe und Konkurrenz zwischen Brüdern, die amüsant und gleichzeitig interessant war, jedoch auf der anderen Seite Gefühle, die nicht nachzuvollziehen waren. Die Liebesstory ist leider meiner Meinung nach sehr schlecht konstruiert und zu gewollt. Man durchschaut den Autoren und dies hinterlässt einen negativen Beigeschmack.

Dieser Moment, wenn die Figur uuunbedingt jemanden retten muss, denn die andere Person ist einem soo wichtig geworden und man als Leser das Gesicht verzieht und sich fragt: WARUM? Wann ist das passiert? Wieso jetzt häh?? Es ist dieser Moment, wenn man den Worten in einer Geschichte nicht traut, sie hinterfragt und vor allem für lächerlich hält.

Nun gut. Kai Meyer hat an seinem Schreibtisch gesessen, gewollt, dass Männlein und Weiblein sich lieben, auch wenn man keine Ahnung hat wieso, aber das ist nun mal so und bastaa. Finden wir uns mal mit eher unsympathischen Figuren ab, bleiben da immer noch ein paar positive Aspekte:

+ die verstorbene Maryam und der Narbennarr. Beides Figuren, die unendlich neugierig machen und durch die man gerne durch die Geschichte weiter gezogen wird

+ Das Volk der Roch und ihre Nesterstädte. Im ersten Band sind sie bisher ein Mythos, doch wie ich Meyer kenne, werden sie es nicht lange bleiben. Geflügelte Menschen, die in gigantischen Nesterstädten hoch in den Bergen leben, finde ich sehr spannend.

+ Elfenbeinpferde und der Ifrit. Meyer hat einfach so viele fantastische Ideen und verknüpft sie so zauberhauft, dass trotz der fehlenden Verbindung zu seinen Hauptfiguren, ich dennoch das Lesen nicht unterbrechen konnte.

+ Dschinnland ist nicht nur voller magischer Ideen, sondern auch spannend und das lässt mich die Fortsetzungen weiterlesen.

Ich hoffe in den Folgebänden noch einen Draht zu den Figuren zu finden. Als einzelne Protagonisten sind sie nicht schlecht, doch wie beschrieben, gefällt mir die Liebesstory einfach nicht. Ihre Beweggründe, Handlungen und Reaktionen, dies erschien mir alles leider zu billig. Der Autor hat es in dieser Hinsicht sich zu leicht gemacht, denn ich habe schon bessere Liebende von ihm kennengelernt, die man einfach ins Herz schließen muss. In Dschinnland ist dies bei mir leider ausgeblieben.

"Wenn die ganze Welt von Ungeheuern bevölkert ist, und du bist der einzige Mensch - wer ist dann das Ungeheuer?"