Rezension

Subtil beunruhigend

Sei still, mein Kind -

Sei still, mein Kind
von Johanna Holmström

Bewertet mit 5 Sternen

Robin Löf hat sich als Kinderpsychologin in der Großstadt einen Namen gemacht und sich ein angenehmes, behagliches und überschaubares Leben aufgebaut. Zwölf Jahre zuvor kehrte sie ihrem Heimatort den Rücken zu, nachdem ihr Bruder Lukas unter grauenhaften Umständen ums Leben kam. Doch nun kehrt sie zurück nach Vråkören, einem etwas abgelegenen Villenvorort vor den Toren Helsinkis. Sofort beschleicht sie ein ungutes Gefühl und niemandem scheint es recht zu sein, dass sie wieder da ist - selbst ihrer eigenen Mutter nicht.

Vråkören ist kein gewachsener Vorort, sondern eher so etwas wie eine Satellitenstadt und das auch nur für gut betuchte Leute. Die Beschreibung erinnert mich an sogenannte “Gated Communities”, die ihr aber auch nur aus diversen Berichten der Promi-Klatsch-Berichte kenne. Der Vater von Robin Löf, der Protagonistin dieses Buches, hat sie seinerzeit wohl als Architekt entworfen und ist dann auch mit seiner eigenen Familie dort eingezogen.

Feindselig
Schon damals war es dort offenbar etwas unheimlich und das nicht nur im Ort, sondern auch in den Wäldern ringsum - und daran hat sich auch nicht geändert. Robin stellt bei ihrer Rückkehr schnell fest, dass die Bewohner ihr beinahe feindselig gegenüberstehen. Aber auch ihrer Mutter Henrika gegenüber sind sie sehr ablehnend, aber diese scheint irgendwie apathisch alles einfach so hinzunehmen.

Düster
Robin selbst ist vor zwölf Jahren, direkt nach dem grauenhaften Tod ihres Bruders Lukas aus Vråkören und hat alle Kontakte dahin abgebrochen. Auch ihre Mutter hat sie seitdem nie wieder besucht. Die nach wie vor extrem düstere Stimmung in dem schicken Villenviertel und dem sumpfigen Wald überträgt sich aber nach und nach auch auf mich als Leserin und ich frage mich die ganze Zeit, warum Robins Mutter ihrer Tochter bei ihrer Suche nach der Wahrheit nicht hilft. Kann sie nicht oder will sie nicht?

Wahrheitssuche
Die Protagonistin begibt sich auf die Suche, nach dem, was damals passiert ist und dem, was auch heute noch alle Kinder in der Siedlung ängstigt. Sie stochert eine ganze Weile im Nebel und scheint damit aber offenbar jemanden aufgeschreckt zu habe, denn sie entkommt nur ganz knapp einem Mordanschlag. Aber das facht ihren Ehrgeiz eigentlich nur noch mehr an und so kommt sie irgendwann den wirklich grauenhaften und schockierenden Geheimnissen auf die Spur und kann sie aufdecken.

Grundstimmung
Ich mag die düstere, unheimliche Grundstimmung und die immer wieder eingestreuten Rückblicke auf vergangene Geschehnisse. Auch die vorkommenden Charaktere sind alle gut ausgearbeitet und es gibt reichliche Wendungen im Geschehen. Manche dieser Wendungen sind allerdings sehr abenteuerlich und auch durchaus unlogisch - aber ich bin durchaus ein Fan von all den fein gesponnen Intrigen und kann mit kleineren Logikfehlern leben.

Mein Fazit:
Sei still, mein Kind von Johanna Holmström hat mich mit seiner Düsternis in seinen Bann geschlagen, aber all die Dinge die im Laufe des Buches aufgedeckt werden, haben mich dann doch immer wieder schockiert. Ich fand das Buch toll, aber vielleicht nicht für allzu empfindliche Leser.