Rezension

subtiler Horrorklassiker mit toller Atmosphäre

The Elementals - Michael Mcdowell

The Elementals
von Michael McDowell

Bewertet mit 5 Sternen

Fast jeden Sommer zieht es die beiden Familien McCray und Savage an die Golfküste von Alabama. Hier in Beldame sind drei viktorianische Villen im Familienbesitz, nur zwei der Häuser allerdings sind bewohnbar, das dritte liegt bereits halb unter einer Düne begraben. Und doch ist es dieses Haus, das ein tödliches Geheimnis birgt und schon seit Jahrzehnten bei den Familienmitgliedern für Albträume sorgt.

Michael McDowell veröffentlichte diesen ungewöhnlichen Southern Gothic Schauerroman bereits 1981 und doch ist er alles andere als angestaubt. Doch warum ungewöhnlich? Nun, denkt man an einen klassischen Schauerroman, so hat man Dunkelheit, Nebel, kalte Nächte und karge Landschaften vor Augen, doch »Die Elementare« zeichnet sich durch eine ganz andere Atmosphäre aus – hier taucht der Leser in die sengende Hitze der Südstaatensonne ein, ist umgeben von Meer und Sand.

Die Geschichte ist ruhig und in einfacher Sprache erzählt. Der Autor lässt sich und dem Leser Zeit, anzukommen. Das anfangs komplizierte Familiengeflecht erfordert zunächst ein wenig Konzentration, doch ist es äußerst wichtig für das Verständnis der teilweise schwierigen Verhältnisse der Figuren zueinander. McDowell gelingt es hervorragend, die politischen und gesellschaftlichen Diskrepanzen der Südstaaten zu jener Zeit widerzuspiegeln. Mythen, Glaube, Voodoo, Religionspraktiken – all das spielt eine Rolle. Und doch stellt er den alten Traditionen und Gepflogenheiten Moderne und Fortschritt gegenüber. In Gestalt von India und ihrem Vater Luker beispielsweise. Die beiden kommen aus New York und leben in einer recht lockeren Beziehung miteinander. Vor allem Indias Unbeschwertheit und Neugierde bringen frischen Wind in die Geschichte und setzen die Geschehnisse erst in Gang. Eine weitere Schlüsselfigur ist Odessa, die loyale, afroamerikanische Bedienstete im Hause Savage. Sie hat eine besondere Gabe, die sie dazu nutzt, die Familien zu schützen.

»Die Elementare« ist aber nicht nur eine spannende, atmosphärische Horrorgeschichte, es ist auch ein komplexes Familiendrama. Zwischen den Zeilen passiert hier viel. Der Autor nutzt das Unterschwellige und oft auch Symbolik, um eine dichte Spannung langsam aber konstant aufzubauen. Beim Lesen entstehen so zahlreiche Bilder im Kopf, man wird förmlich in die Geschichte gezogen, spürt die Hitze des Tages und die Trägheit der Charaktere, den sich überallhin ausbreitenden Sand und die lauernde, nicht greifbare Gefahr im Hintergrund.

Fazit

Fesselnde Unterhaltung auf hohem Niveau, die auch ohne Klischees und plakative Erzählweise auskommt. Dichte Atmosphäre, Symbolik und konstant hohe Spannung machen diesen Roman aus der Festa Pulp Legends Reihe für mich zu einem echten Lesehighlight.