Rezension

Südindien erleben

Spirit & Spice
von Michael Langoth

Schon Michael Langoths Il Po hat mich fasziniert. Diese Mischung aus Kochbuch und Reisebildband, aus kulinarischen und geschichtlichen Informationen, aus Landschaft, Essen und Menschen. Auch Spirit & Spice ist so aufgebaut. Natürlich überwiegt das Thema Essen, aber genau so soll es auch sein. Sicherlich gibt es andere Kochbücher zum Thema Südindien, die mehr Rezepte bieten. Aber ich weiß nicht, ob es eins gibt, dass mir besser gefallen würde als Spirit & Spice
Etwas mehr als die ersten einhundert Seiten beschäftigt sich mit dem Land Südindien. Unterteilt ist dieser erste Abschnitt, dem der Oberbegriff "Vorwort" gar nicht gerecht wird, in folgende Unterkapitel:
 

  1. Die Spitze des Subkontinents
  2. Kulinarische Geschichte
  3. Kokosland
  4. Das Fundament des Essens: Reis
  5. Die Erfindung des Zuckers
  6. Aroma & Medizin, das Universum der Gewürze
  7. Der Ursprung der Gurke
  8. Paradies der Vegetarier
  9. Ghee und die heilige Kuh
  10. Betelnuss
  11. Die indische Brotkultur

Unterstützt werden all die spannenden Themen durch eindrucksvolle Fotografien, die durch atemberaubende Motive und brilliante Farben bestechen. Landschaftsfotografien, Nahaufnahmen, Porträts, atmosphärische Aufnahmen aus den Städten. Wer keine Lust hat, den recht klein gedruckten Text zu lesen, kann erst einmal die Bilder auf sich wirken lassen. Das Layout ist in diese ersten Abschnitt ein bisschen unruhig; mal wurde ein linksbündiger Satz wurde gewählt mal ein rechtbündiger. Mal ist der Text dreispaltig, mal einspaltig. Das wirkt ein wenig unruhig. 
 
Schön finde ich die Doppelseiten, auf denen mehrere Gewürze aufeinmal vorgestellt werden. Neben einem Foto und allgemeinen Infos zu den Gewürzen wird erzählt, was ihnen für Heilkräfte zugeschrieben werden. Wer dann endlich Lust bekommt, doch die Texte zu lesen, dem sei gesagt, dass sie ebenso interessant sind wie die Fotos. 
 
Als Zwischenkapitel und als Einleitung für die Rezepte, gibt es einige Doppelseiten, auf denen die wichtigsten Zutaten und Geräte vorgestellt werden, sowie Alternativen zu schwer erhältlichen Zutaten. Einige Tipps und Tricks rund ums Braten und Rösten sowie zu den Kochprinzipien Südindiens gibt es auch. Besonder spannend ist für mich der Abschnitt zum Thema Masala. Bausteine für die Saucen, trockene Masalas, etc. Es sind auch viele Rezepte dabei, die ich gerne ausprobieren möchte: Zweierlei Hülsenfrüchte mit zartem Raucharoma (156), Gegrillte Hühnerstücke mit grüner Kruste (167), Frittiertes Gemüse (175), Gebratener Basmatireis mit Gemüse (182), Zarte Schrimps in duftendem Reis (185), Kokos-Reis-Flammeri (199). 
 
Die Aufmachung der Rezepte überzeugt mich wieder einmal. Eine schöne Überschrift, hier wurde beim Textlayout ein Blocksatz gewählt. Verschiedene Schriftgrößen. Und am unteren Bildrand sind der Reihe nach in klein alle Zutaten abgebildet, die für das Gericht benötigt werden. Dieser visuelle Reiz gefällt mir ausgesprochen gut. Auch die Foodfotos sind schön anzusehen. Das ein oder andere hätte man ein bisschen schöner in Szene setzen können, weil das Gericht an sich einfach nicht so lecker aussieht (wie etwa Knolamba, Seite 152). Aber im Großen und Ganzen macht es einfach Spaß, durch das Buch zu blättern. 
 
Am Ende bleine ich zwiegespalten zurück: möchte ich jetzt lieber meinen Koffer packen und nach Südindien reisen oder doch lieber die Schürze umbinden und den Kochlöffel schwingen?

 

(c) Books and Biscuit