Rezension

Süße Liebesgeschichte für zwischendurch, die trotz einiger Schwächen gut zu unterhalten weiß.

Gletschergold - Crystel Greene

Gletschergold
von Crystel Greene

Bewertet mit 3.5 Sternen

Worum geht es?
Als Justin mit seinen Freunden eine Woche Urlaub in Tirol macht, steht für ihn fest, dass er diese Woche nicht abstinent leben wird. Schon an der Rezeption begegnet ihm ein überirdisch gutaussehender Mann, der für dieses Vorhaben in Frage kommt: Andi, der Sohn des Hotelbesitzers und Snowboardlehrer. Dieser scheint von seinen Annäherungsversuchen jedoch verunsichert und wenig begeistert, lässt Justin immer wieder abblitzen, obwohl ihm eine ungewöhnliche Begegnung in der Sauna klar gemacht hat, dass Andi ihn durchaus attraktiv findet. Warum geht er ihm dann aus dem Weg? Justin lässt nicht locker, denn wenn er sich erstmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann gibt er nicht so einfach auf. Und was er sich in den Kopf gesetzt hat, ist nun mal, den heißen Snowboardlehrer ins Bett zu bekommen …

Meine Meinung
Durch Zufall bin ich auf diese Liebesgeschichte zweier junger Männer aufmerksam geworden und habe mir nach der vielversprechenden Leseprobe einiges von ihr erwartet. Letztendlich konnte mich Justin und Andis Geschichte nach einem etwas schwächeren Start und trotz einiger Schwächen auch gut unterhalten.

Der Schreibstil liest sich angenehm flüssig und Umgebungen sind so bildhaft beschrieben, dass man sich hautnah ins Geschehen versetzt fühlt. Lediglich am Anfang hatte ich den Eindruck, dass die Dialoge noch etwas gezwungen und unnatürlich wirkten, was sich jedoch schon nach wenigen Seiten merklich besserte und irgendwann gar kein Problem mehr darstellte. Die Autorin musste sich anscheinend nur etwas einpendeln und in der Geschichte richtig ankommen.

Bis zum Schluss hatte ich aber leider Schwierigkeiten mit den Charakteren. Allen voran Justin, der mir vor allem anfangs (aber auch später noch) etwas zu überheblich und zu sehr von sich überzeugt war. Größere Probleme hatte ich jedoch mit seiner hartnäckigen Besessenheit von Andi und seinem fast stalkerhaften, unbedachten Verhalten, das dem Zweck diente, Andi näher zu kommen. Er wollte es irgendwie zu sehr. Dadurch sind einige Szenen entstanden, die bei mir leider ein unbehagliches Fremdschämgefühl ausgelöst haben.

Das wiederum lag auch vor allem an Andis Reaktionen auf Justins Annäherungsversuche, die leider den Eindruck verstärken, dass Justin etwas zu aufdringlich ist. Wir wissen ja nicht, was in Andis Kopf so vor sich geht, da wir nur aus Justins Sicht lesen (und Andi bis auf am Ende nicht so oft zu Wort kommt), deshalb konnte ich mein Unbehagen in solchen Szenen einfach nicht abschütteln. Dazu trugen auch Justins leider sehr nervigen Freunde bei, die ein paar merkwürdige Marotten haben und dadurch nicht so richtig ernst zu nehmen sind.

Bei der Kürze des Buches habe ich nicht erwartet, ein über 500 Seiten langes Anbahnen einer stabilen Beziehung zu verfolgen, aber es kam mir doch etwas zu früh, als auf einmal von Liebe die Rede war, obwohl die beiden bisher kaum miteinander geredet hatten. Das konnte ich leider nicht so recht nachvollziehen.

All diese Kritikpunkte wurden jedoch von dem Ende wettgemacht. Es wird nochmal richtig spannend, auch wenn es wieder Justins unbedachtes Verhalten ist, das die beiden in diese heftige Situation bringt. Das Zusammenfinden der beiden ist richtig schön und in dieser Szene konnte ich den beiden dann auch – trotz fehlender Grundlage, meiner Meinung nach – ihre Gefühle füreinander abkaufen. Anschließend geht zwar alles sehr schnell und Dinge, die vorher einer Annäherung im Weg standen, werden fast schon beiläufig und knapp abgehakt, aber man wird als Leser definitiv glücklich zurückgelassen, sodass ich im Großen und Ganzen sagen kann, dass ich mit dieser Geschichte viel Spaß hatte – auch wenn in meinen Augen nicht alles perfekt war.

Fazit
Obwohl meine Rezension fast schon ein wenig so klingt, als hätte ich die meiste Zeit an dem Buch etwas auszusetzen gehabt, war das ganz und gar nicht der Fall. Wenn man sich auf die Geschichte einlässt und nicht so viele Erwartungen hinsichtlich der Gefühlsentwicklung hegt (das sollte man bei kürzeren Geschichten sowieso nicht), dann ist Justin und Andis Liebesgeschichte perfekt für zwischendurch. Ich fühlte mich gut unterhalten und vergebe 3,5 Sterne.