Rezension

Surreal und konfus.

Aleksandra -

Aleksandra
von Lisa Weeda

Bewertet mit 2 Sternen

Hat mir gar nicht gefallen.

Eines vorweg: Einen richtigen Plot gibt es nicht. Eins zwei drei, ist man im Totenreich. Die Erzählerin, Lisa, die Enkelin von Aleksandra geht illegal über eine Grenzbrücke in den von den Russen besetzten Teil der Ukraine nach Lugansk, es fallen Schüsse – und alsbald befindet sich die Leserschaft mit Lisa zusamen im „Palast des verlorenen Donkosaken“. Man schreibt das Jahr 2018. 

An diesem surrealistischen Ort trifft Lisa ihre Ahnen: die Toten, die Ermordeten, die Verschwundenen und die Deportierten. Sie zeigt den Stammbaum der Familie her, ein Stofftuch, auf dem die Familienlinien gestickt sind. Man stickte mit rotem Garn die Lebenslinien, Geburt, Heirat, Geburten der Kinder, etc. und mit schwarzem Garn die Todeslinie/n. Die Leserschaft erfährt eine Unmenge an auserzähltem Kriegs- und Revolutionsleid, das von wechselnden politischen Strömungen ausgehend, vor allem die Donkosaken in Russland und die Siedlungen in der Ostukraine getroffen hat. 

Der Kommentar:
Die vorliegende Erzählung geschieht hauptsächlich assoziativ, mit diversen surrealistischen Momenten angereichert, die Erzählstimmen wechseln häufig und unvermittelt, es erzählt ein „wir“, ein „ich“, Lisa natürlich, ein „er“ und andere, man ist verwirrt. Auch chronologisch ist man nicht fest verortet. Bald bin ich „lost“. Mein Interesse schwindet ... .

Fazit: Natürlich steht die Ukraine momentan im Fadenkreuz der weltweiten Aufmerksamkeit. Sollte aber jeder einen Roman darüber schreiben, nur weil er Familie dort hat/te? Betroffenheit soll durch Kriegsdetails erzielt werden, Hintergründe werden allerhöchstens einmal angedeutet, meistens einfach weggelassen. Das reicht mir nicht. Eine rote Linie ist unerlässlich; die ich in diesem Roman aufgrund seiner sprunghaften, konfusen Erzählweise nicht gefunden habe. Der Kniff einer surrealistischen Begegnungsstätte mit den Toten, verhilft immer hin zu einem zweiten Stern, wenngleich ich eine konkrete Handlung bei weitem vorgezogen hätte. Doch die sehr sparsamen, erzählerischen Mittel dieses Romans haben nicht ausgereicht, mich noch zu einem weiteren Stern zu verleiten.

Kategorie: Antikriegsroman.
Verlag: Kanon Verlag Berlin, 2023