Susan ist die krassere Smilla!

Der Susan-Effekt
von Peter Hoeg

Bewertet mit 5 Sternen

Da wo ich bei "Smilla" mit dem zweiten Buchteil haderte, bekam ich hier einen Roman geboten, der in sich ohne Brüche erzählt ist, wenn auch manche Erzählstränge in der Vergangenheit der Figuren nur angedeutet und nicht vollständig ausgeführt werden. Aber die Sprache ist wieder einfach nur zum Niederknien (von Peter Urban-Halle aus dem Dänischen ins Deutsche übersetzt) – Hoeg kann erzählen, dass es die reine Freude ist!

Was für eine sperrige Frau: Susan ist Physikerin, die gerne logisch denkt und die Welt um sich herum gemäß ihren wissenschaftlich nachgewiesenen Gesetzen begreift. Sie ist Mutter, die ihre Kinder wie eine Löwin vor allem schützen will und doch weiß, dass sie genau das nicht kann. Sie ist leidenschaftlich was das Kochen und Lieben betrifft und sie hat ihren ganz eigenen Effekt: Jeder, der länger mit ihr in einem Raum ist, fängt unweigerlich an die Wahrheit zu sagen…

Lange wusste ich nicht, ob ich Susan mag. Aber bewundern, bewundern wird man sie ohne Frage. Sie wird aufgrund ihres besonderen Talents ausgenutzt, aber ebenso nutzt auch sie so manche Leute mithilfe des Effekts aus und auch wenn man weiß, dass in ihrer Gegenwart die Wahrheit ausgesprochen wird, befindet man sich alsbald in einem Gespinst aus Lügen und Intrigen bis in die höchsten politischen Ebenen Dänemarks. Und hier wird es brisant und spannend. Hoeg webt Kriege, Umweltkatastrophen und wissenschaftliche Errungenschaften aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so gekonnt in seine Geschichte ein, dass die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit immer schwerer zu durchschauen sind. Mal ganz abgesehen davon, dass Susan liebend gerne ihren handlichen Kuhfuß dabei hat und rüde einzusetzen weiß…