Rezension

Tage ohne Hunger

Tage ohne Hunger - Delphine De Vigan

Tage ohne Hunger
von Delphine de Vigan

Bewertet mit 3.5 Sternen

Laure ist magersüchtig. Als sie endlich ins Krankenhaus geht, ist sie mehr tot als lebendig. Zum stehen zu schwach, zum sitzen zu wenig Fleisch auf den Knochen. Dafür ist ihr kalt, furchtbar kalt. Ihr Körper kämpft ums überleben, ihr Geist will weiter abnehmen.

Doch dank Dr Brunel macht sich Laure daran zuzunehmen. Ihr Überlebenswille ist stärker als die Krankheit. Wie unsagbar schwer ihr das allerdings fällt, wie sie mit jedem Gramm kämpft, wie sie das Essen ekelt, wie sie mit unter 40 Kilogramm an "all das Fett" an ihrem Körper denken muss, das hat De Vigan ausgesprochen anschaulich beschrieben. Laures Krankheit in ihrer Absurdität und ihrer Widersprüchlichkeit wird für dem Leser ein Sück weit verständlich.

Mit wenigen Worten skizziert De Vigan auch Laures Hintergrund. Deutet die familiären und emotionalen Probleme an, die zu ihrer Anorexie geführt haben. Obwohl kurz ist das vollkommen ausreichend. Mit ihren 19 Jahren hat Laure ein ordentliches Päckchen zu tragen.

Trotzdem dieser Roman sprachlich wirklich sehr gut ist, habe ich mich damit etwas schwer getan. Obwohl man so tief in Laures Gedankenwelt einsteigt, obwohl ihre Krankheit so exakt beschrieben ist, blieb sie mir immer etwas fremd. De Vigans Stil ist zu distanziert, sodass Laures Geschichte mich weniger berührt hat, als sie das eigentlich hätte tun müssen. Nach beenden des Buches gab es für mich kein "Wow", kein "Schade, dass es zu Ende ist". Sondern eigentlich nur ein "Ok." Aber auch wenn es mich nicht berühren könnte, habe ich zumindest das Gefühl einiges über Magersucht gelernt zu haben. Immerhin.