Rezension

"Tear down this Wall"

Century 3. Edge of Eternity - Ken Follett

Century 3. Edge of Eternity
von Ken Follett

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die jungen Leute haben Musik im Kopf. Im Jahr 1961 ist das in Ost-Berlin genauso wie in West-Berlin. Viele junge Menschen leben in Ost-Berlin und haben dennoch enge Beziehungen in den Westen. Die Geschwister Rebekka und Walli gehören zu diesen jungen Leuten. Rebekka ist Lehrerin aus Passion, ihr jüngerer Bruder Walli träumt von einer Karriere als Musiker. Bei Beiden wächst nach und nach die Überzeugung, dass sie im Osten nicht glücklich werden können. Doch so wie ihr Entschluss reift rüber zu machen, reift auch der Entschluss der DDR-Regierung diesem langsamen Ausbluten entgegenzuwirken. Der Bau der Berliner Mauer scheint alle Flutpläne zu vereiteln, jedenfalls vorläufig.

 

In seinem dritten Band über die Ereignisse des 20. Jahrhunderts widmet sich der Autor Ken Follett dem kalten Krieg. Der Leser kann die Lebenswege der Mitglieder der aus den Vorbänden bekannten Familien weiterverfolgen und deren jüngere Generation kennenlernen. Teile der Handlung reichen in die Zeiten hinein, an die sich der Leser vielleicht selbst erinnert, oder nach denen er seine Eltern und Großeltern fragen kann. Teilweise unglaublich dicht schildert Follett die Geschehnisse. Bei einigen Szenen meint man wirklich dabei zu sein, als Beispiel sei da Dr. Martin Luther Kings Rede von seinem Traum einer anderen amerikanischen Nation zu nennen, die einem selbst aus dem heutigen Blickwinkel noch eine Gänsehaut verursacht. Ja, auch heute noch, könnte man einen Traum haben. Leider konnte Dr. King die immerhin teilweise Erfüllung seines Traums nicht mehr erleben. Dagegen wirken andere Begebenheiten, denen man selbst einige Wichtigkeit beimisst, manchmal erstaunlich kurz abgehandelt. Je näher die Handlung der Zeit rückt, zu der die eigene Erinnerung einsetzt, desto mehr stellt man fest, dass man selbst vielleicht andere Schwerpunkte gesetzt hätte. Doch auch hier gibt es interessante Beispiele, dafür, dass die tatsächlichen Ereignisse nicht immer mit ihrer Darstellung nach außen von Regierungen oder der Presse übereinstimmen. Geschichte wird gelebt, gemacht und geschrieben. Die eigene Information wird immer gefiltert sein. Man kann nie sicher sein, ob man die Wahrheit oder eine Wahrheit kennt. Dennoch erinnert man sich mit Wehmut an die Aufbruchstimmung nach dem Ende des kalten Krieges und fragt sich, ob da eine Chance auf einen größeren Frieden vertan wurde. 

 

Ein packendes Werk der Zeitgeschichte, in etlichen Teilen brillant, manchmal anderes als man sich selbst erinnert, manchmal dermaßen mitreißend, dass man meint, die Geschichte zu erleben.