Rezension

Teil 1 der „Dramatischen München-Saga“

Glasvulkan - Schall & Rauch -

Glasvulkan - Schall & Rauch
von Silvia Hildebrandt

Bewertet mit 3 Sternen

Richard findet nach dem Tod seiner Mutter Aufnahme im Haus seines Onkels in Temesvar (damals Österreich-Ungarn). Sein Cousin Ferenc (genannt Franci) und seine Cousine Blanka leben ebenfalls noch unter dem Dach ihres Vaters, der einer der bedeutendsten Motorenhersteller ist; er ist Inhaber der M.A.S. Motorenwerke für Automobile und Flugzeuge. Durch seinen Umzug sind Richard und Franci nun in der gleichen Schulklasse und stehen kurz vor ihrem Abschluss.

Aufgrund seiner Herkunft ist Franci „Sohn reicher Eltern“ und genau das lebt er auch – er schert sich nicht um die Regeln der Gesellschaft, es ist ihm egal, dass er später einmal die Motorenwerke übernehmen soll, weil er das gar nicht will und er genießt sein Leben in vollen Zügen. Franci träumt davon eine berühmte Persönlichkeit im Filmbusiness zu werden.

Blanka ist leidenschaftliche Sängerin und träumt von einer Karriere im Musikbusiness. Sie ist jedoch etwas jünger als ihr Bruder und muss zuerst die Schule abschließen.

Richard stammt aus ärmlichen Verhältnissen und träumt davon zu studieren. Seine persönlichen und charakterlichen Eigenschaften fordern ihm und seinen Mitmenschen jedoch einiges ab, er wird überwiegend als anstrengend wahrgenommen, was es ihm erschwert Freundschaften zu schließen. Er hat Schwierigkeiten bei sozialen Interaktionen, ist leicht reizbar und schnell überfordert und zeigt besondere Verhaltensmuster, die auf eine Autismus-Spektrum-Störung hinweisen. Aus diesem Grund ist er auch nicht in der Lage, seine Gefühle für Blanka auszudrücken.

 

Trotz ihrer gesellschaftlichen und charakterlichen Unterschiede freunden Franci und Richard sich an und als Richard zum Studieren nach München zieht, folgt Franci ihm und sie beziehen gemeinsam eine Wohnung. Zwar macht in München jeder sein eigenes Ding, aber ihre Lebenswege sind und bleiben weiterhin eng miteinander verbunden.

Die Hyperinflation, die rasant steigende Anzahl der NSDAP-Anhänger und der damit aufkommende Antisemitismus in den 1920er Jahren machen Blanka, Franci und Richard das Leben schwer. Insbesondere Franci, der es tatsächlich geschafft hat bei den Emelka Filmstudios eine berühmte Persönlichkeit zu werden, gerät als gebürtiger Jude bald in den Fokus der Anfeindungen.

Können Blanka, Franci und Richard ihre Träume verwirklichen oder scheitern sie an den politischen Hürden?

Das Buch „Glasvulkan – Schall & Rauch“ wurde mir über die Kollaborationsplattform storrie.de von der Autorin Silvia Hildebrandt persönlich zur Rezension angeboten. An dieser Stelle vielen Dank für das in mich gesetzte Vertrauen.

Es handelt sich um den 1. Teil der „Dramatischen München-Saga“, die in der Print-Ausgabe 356 Seiten umfasst, und beschäftigt sich mit dem Werdegang der Protagonisten Blanka, Franci und Richard in den Nachkriegsjahren 1920 bis 1926.

Die Handlung des Buches gliedert sich in 3 Abschnitte:
– „Teil I: Mein kleiner grüner Kaktus“
– „Teil II: Straße, Freiheit, Gegenwart“
– „Teil III: Heut‘ geh’n wir morgen erst ins Bett“

Die Autorin Silvia Hildebrandt verknüpft in ihrem Buch mehrere Themen wie die Homosexualität von Franci und die Autismus-Spektrum-Störung von Richard mit den geschichtlichen und politischen Geschehnissen in der Zeit der noch jungen Weimarerer Republik und den damit zusammenhängenden Ereignissen wie der steigenden Zahl der NSDAP-Anhänger und dem damit aufkommenden Antisemitismus.

Ich habe die Geschichte der drei Freunde gerne und aufmerksam gelesen, sie hat mich jedoch nicht wirklich berührt. Richard, obwohl anstrengend, ist der liebenswerteste Protagonist der Geschichte. Was mich betrifft sind jedoch die Passagen, in denen Richard sich in ein Thema verbissen hat und dieses doziert, von der Autorin oftmals zu ausschweifend beschrieben und meine Gedanken schweiften dann ganz gerne von der Geschichte ab.

Franzi ist für mich der typische Sohn aus reichem Hause, der es permanent krachen lässt. Er interessiert sich nicht für das was andere Menschen denken, fühlen oder gar wollen, lebt seine Homosexualität sehr ausschweifend aus, konsumiert Drogen und sein Reichtum, den er mit seiner Karriere beim Film (damals Stummfilm) erlangt, ermöglicht ihm ein Leben in Saus und Braus, während andere Menschen nicht wissen, wo sie 200 Milliarden Mark für das Brot am nächsten Tag hernehmen sollen. Das verschafft ihm nicht nur Freunde, sondern auch Feinde und Neider.

Blanka ist in dieser Geschichte ein wenig untergegangen. Sie liebt Richard und Richard liebt sie, aber aufgrund des merkwürdigen Verhaltens von Richard (der seine Liebe nicht ausdrücken kann), heiratet sie einen anderen Mann. Ihre Karriere als Sängerin scheitert an ihrem jüdischen Aussehen. Bis sie dann doch mit Richard zusammenkommt, vergeht eine ganze Zeit.

„Glasvulkan – Schall & Rauch“ ist definitiv kein Buch, das man so nebenbei einfach wegliest. Der Schreibstil der Autorin ist sehr komplex, passt aber definitiv zu der Zeit in der die Geschichte angesiedelt ist. Man fliegt beim Lesen nicht einfach durch die Seiten sondern es braucht ein gewisses Maß an Konzentration, um alle beschriebenen Dinge und Situationen zu umfassen. Ein paar Schreibfehler haben mich beim Lesen gestört, was jedoch keinen Einfluss auf meine Bewertung hat.

Mir hat die Geschichte gefallen, aber sie hat mich – wie eingangs schon erwähnt – nicht wirklich berührt. Meine Sympathie beim Lesen gehörte Richard, aber auch nur, weil er den schwierigsten Part zu bestreiten hatte.