Rezension

Teil 2 der Vorbücher zur Hörspielreihe

Offenbarung 23 - Die Wahrheit ist nicht genug - Jan Gaspard

Offenbarung 23 - Die Wahrheit ist nicht genug
von Jan Gaspard

Bewertet mit 4 Sternen

Das Rätsel um den mysteriösen Tod der Hackerlegende Tron ist noch immer nicht gelöst. Warum musste er sterben? War es Selbstmord? Stecken gar Geheimdienste oder noch mächtigere Kreise dahinter? Die Anhänger des uralten Mithras-Kultes glauben an einen Freitod. Die Chiffrecodes, die Tron hinterlassen hat, deuten sie als Versuch, sein Geheimnis für die Nachwelt zu erhalten. Hat ihm dieses Wissen den Tod gebracht? Der Berliner Student Georg Brand will den Dingen auf den Grund gehen. Doch die Anhänger des Kults locken ihn auf eine gefährliche Spur. Die Verschwörung um Tron zieht noch viel weitere Kreise als gedacht. Manchmal ist die Wahrheit nicht genug ...Nichts ist, wie es scheint - das zweite Buch der beliebten Verschwörungsreihe

Okay, wenn Jan Gaspard Bücher schreibt, wird es ziemlich schwierig und anspruchsvoll. Ich habe dieses Werk jetzt dreimal gelesen un dbin mir nicht sicher, ob ich jetzt wirklich alles verstanden habe. Aber mal ehrlich - welche anderen Bücher bieten einem als Leser so lange und so viel Herausforderung!? Denn ich finde nicht, dass die Geschichte durch Immerwiederlesen langweilig wurde. Gaspards Hörspiele hört man sich ja auch Dutzende Male an, bis man wirklich alle Nuancen verstanden hat. Und dann liest man eines seiner Bücher, und alles bekommt doch wieder eine andere Wendung. Okay, man kann sich in der ziemlich verwirrenden Realität dieses Autors auch ganz schnell verlieren, weil er seine Konstruktionen sehr nahe an der Wirklichkeit entlangzieht - reale Orte, reale Personen, reale Geschichtszusammenhänge. Ich persönlich mag das aber.

Ja, der Autor Jan Gaspard verlangt mit seinem zweiten Roman der Reihe Offenbarung 23 seinen Lesern wieder sehr viel ab (und auch seinen Hörspiel-Hörern, die auch den "anderen" Pfad dieser kollossalen Saga folgen wollen). Schlag auf Schlag prasseln hier auf den Leser schier ungeheuerliche Fakten ein, die einem das eigene Weltbild schon ordentlich durcheinanderwirbeln. Jesus hat seinen Tod nur vorgetäuscht? Joseph von Arimathäa hat nicht den toten Jesus bestattet, sondern den Schwerverletzten versorgt - und zwar absolut fachmännisch -- die Bibel beschreibt es in allen Details, man muss diese Details nur zu verstehen wissen. Ich saß kopfschüttelnt beim Lesen dieses Buches, die Bibel immer griffbereit - und ich fand dort alles bestätigt, was Gaspard schreibt! Es ist verdammt unheimlich. Aber das ist ja nur eine Geschichte, die gerade einmal zwanzig Seiten im Buch ausmacht. Auf den übrigen 265 Seiten geht es ähnlich verwirrend zu: Wer war Apostel Bartholomäus wirklich -- ein Jünger Jesu? Oder ein Maulwurf? Warum wurde der Frankfurter Dom ausgerechnet diesem Bartholomäus geweiht? Und warum trägt dieser Frankfurter Dom, in dem die Könige und Kaiser des Deutsches Reiches gekrönt wurden, die unübersehbare Form einer Templerkirche? Dan Brown ist meiner Meinungs nach Kindergarten gegen das, was Jan Gaspard hier an mystischen Bezugspunkten in unserer Realität ausbreitet. Und ganz nebenbei gibt er seinen Hörspielen aus der gleichen Reihe wie schon mit dem ersten Buch wieder einen ganz neuen Drive: Eine "Frau" als Mitglied im ältestes Kult der Menschheit, der endlich das wahre Wassermannzeitalter einläuten will? Wenn das nicht Brisanz hat in einer Zeit, in der eine Frau Deutschland regiert und einer weitere große Frau antritt, auch im mächtigsten Land der Welt die Macht zu übernehmen. Roter Drachen der Offenbarung der Bibel - welche Farbe haben die Republikaner noch als Parteifarbe? Es ist wirklich unfassbar, wieviel große Bälle diese Serie gleichzeitig in der Luft hält, ohne chaotisch zu werden. Es gibt wenige solch epochalen Werke wie das Gesamtkunstwerk Offenbarung 23. Danke Herr Gaspard für dieses große Abenteuer!