Rezension

teilweise verwirrend

Ambra - Sabrina Janesch

Ambra
von Sabrina Janesch

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ambra handelt von einer deutsch-polnischen Familiensaga, in der alle Generationen durch einen geheimnisvollen Bernsteinanhänger Geheimnisse in sich tragen. Hauptaustragungsort der Romanhandlung ist die "Stadt am Meer", die zwar nicht namentlich genannt wird, aber doch klar als Danzig zu erkennen ist. Kinga Mischa, die bisher allein mit ihrem Vater in Deutschland gewohnt hat, erbt nach dessen Tod überraschend ein Haus in Polen von ihm. Nicht nur, dass sie keine Ahnung von diesem Haus hatte, erfährt sie nach einem Telefonat mit Danzig, dass dort auch polnische Verwandtschaft, die Myszas, leben. Spontan tritt sie eine Reise nach Danzig an, um sich ein Bild von der Vergangenheit und der Verwandtschaft ihres Vaters zu machen. Bartosz, ihr Cousin nimmt sie am Bahnhof in Empfang und bringt sie zu ihrem Haus. Unvoreingenommen wird sie von den Bewohnern Renia und Albina in die Wohngemeinschaft aufgenommen. Kinga entscheidet sich dafür, vorerst in Polen zu bleiben und die Stadt besser kennenzulernen. So einfach wie die Einleitung sich liest, ist die Handlung nicht. Sabrina Janesch teilt den Roman in verschiedene Handlungsstränge ein, die aus Sicht von Kinga, aus Sicht der eingeschlossenen Spinne im Bernsteinanhänger und aus der Sicht eines deutschen Stadtschreibers, der in Danzig lebt, erzählt werden. Dazu kommen Zeitsprünge, die immer wieder von der Vergangenheit in die Gegenwart führen. Genauso unterschiedlich wie die einzelnen Handlungen sind, so sind dies auch die einzelnen Protagonisten. Besonders Bartosz, ihr Cousin, der die Zeit im irakischen Krieg nicht verarbeiten kann und Renia, die stille, unergründliche Mitbewohnerin, sind zwei starke Hauptpersonen dieses Romans. Selbst der Stadt Danzig gilt diese Zwiespältigkeit, auf der einen Seite eine wunderschöne historische Stadt und dann wieder geheimnisvolle Orte, die die Bewohner in Unruhe versetzen. Dieses Buch zeigt erst auf den zweiten Blick sein Geheimnis. Der Erzählstil hat viele wunderbare Momente, in denen man sich von der Geschichte einfach tragen läßt und die Poesie des Moments genießt. Dabei muss man sich allerdings Zeit nehmen.

Dies ist auf keinen Fall ein Buch, das man so nebenbei lesen kann. Viele Textstellen fordern die ganze Aufmerksamkeit, besonders durch die unterschiedlichen Handlungen. Ein anspruchsvolles, empfehlenswertes Lesevergnügen.