Rezension

Temporeich und kurzweilig!

Ghost - Jason Reynolds

Ghost
von Jason Reynolds

Die originale Rezension findest du hier. Ich freue mich auf deinen Besuch! ;-)

Jugendbücher haben es auf dem heutigen Buchmarkt nicht mehr leicht. Viele Geschichten wurden schon erzählt, die Gedankenfantasie eines jeden Lesebegeisterten schon weit ausgereizt. Wie soll man da denn als Autor noch eine realistische Chance haben, eine Geschichte zu erzählen, die sich von anderen unterscheidet und gleichzeitig wie ein Parasit an seinen Wirt festklammert, sodass man das Buch nicht so schnell mehr vergisst? „Ghost – Jede Menge Leben“ von Jason Reynolds ist sowohl der Auftakt zu einer vierteiligen Jugendreihe als auch eines der Aushängeschild-Produkte, den sogenannten „Spitzentiteln“ des dtv-Verlags. Eine wie große Chance ich dem Buch beimesse, die Aufmerksamkeit zu bekommen, die es verdient, und welche weiteren Leseeindrücke aus der Lektüre gewonnen werden können, das erfährst du in der folgenden Rezension. 

Durch einen lebendigen und humorvollen Schreibstil macht Autor Jason Reynolds für den Leser einen flüssigen und problemlosen Einstieg möglich. Es ist gut möglich, sich hier in das schnelle Tempo der Geschichte einzufinden, und somit durch die knapp zweihundert Seiten Text zu „fliegen“. Schon schnell wird klar, auf welchen Handlungsstrang sich der Autor fokussiert und dass er diesen konsequent verfolgt und vertieft. Es werden keine großen Umschweife erzählt, keine überflüssigen Nebenhandlungen, alles konzentriert sich auf die Leidenschaft des Sprintens. Dass in einer solchen Beharrlichkeit erzählt wird, verstärkt den nachtragenden Effekt auf den Leser und bringt eine nachvollziehbare Struktur in das Erzählte. 

Zudem weist der Roman einige berührende Elemente auf, die das Buch auf ein neues Level heben. Der Protagonist, der zugleich Namensgeber für vorliegendes Werk ist, wird ab der ersten Seite vollkommen lebendig und ehrlich dargestellt, sodass es für mich als Leser zu keiner Zeit ein Problem darstellt, mich in ihn hineinzuversetzen und ihnen nachvollziehen zu können. Auch ist die Handlung hauptsächlich nur aus seinem eingeschränkten Fokus hinaus erzählt und gibt nur wenig Aufschluss über Randfiguren, die in den nächsten Bänden näher vorgestellt werden sollen. Dies intensiviert den Gehalt der inneren Gefühlswelt des Charakters.

Innerhalb der Mannschaft, in welche er im Laufe des Buches eingegliedert wird, ist die Gruppendynamik „durch die Seiten“ spürbar, wenn ich mich an dieser Stelle so metaphorisch ausdrücken darf. Auch wirkt die Leidenschaft, die in dem Roman verfolgt wird, jederzeit echt und realistisch, das Auseinanderscheren zwischen Arm und Reich wird ebenfalls geschickt in die Handlungsstränge miteingewoben. Die Selbstbehaupten in der Schule und die Lebenswelten und Wünsche der jugendlichen Figuren finden ebenfalls Erzählzeit. Durch die authentisch dargestellten Thematiken behaupte ich, dass sich das Werk ebenfalls sehr gut als Schullektüre für etwas jüngere Klassen eignen würde. 

Insgesamt ist „Ghost – Jede Menge Leben“ kurzweilige Unterhaltung, die gut und gerne doppelt so lange hätte gehen können. Innerhalb der zweihundert Seiten nutzt der Autor zwar gelungen sein gegebenes Potenzial, drückt sich insgesamt jedoch recht knapp aus. Hinzu kommt, dass das Buch an sich nicht viel falsch macht, stellenweise aber ein wenig in eine allzu bekannte und ideenlose Schiene hineinkippt, die es an sich nicht nötig gehabt hätte. Ein wenig mehr Inspiration und Mut zur Eigenheit hätte dem vorliegenden Werk nicht geschadet, im Gegenteil, es hätte sicherlich im positiven Sinne gewirkt. 

„Ghost – Jede Menge Leben“ ist ein temporeiches und kurzweiliges Lesevergnügen, das mit einem sympathischen Protagonisten, einem lebendigen Schreibstil und einem interessanten Szenario über knapp zweihundert Seiten überzeugen und Interesse auf die baldig erscheinenden nächsten Bände machen kann. 

Insgesamt vergebe ich gerne vier von fünf möglichen Sternen.