Rezension

Testet Grenzen aus

Rettet Steve! -

Rettet Steve!
von Ted Caplan

Inhalt:

Gemeinsam hatten Cam und Kaia an einem Projekt zur Rettung der Santa Clara Wetlands teilgenommen. Die Planungen hierfür absorbierten den ganzen Sommer. In diesem anspruchsvollen Unterfangen freundeten sich die beiden jungen Umweltschützer an. Cam empfindet allerdings mehr als Freundschaft für Kaia. Nun waren sie wieder daheim und Cam ging der Gedanke, wie er Kaia endlich seine Gefühle gestehen könnte, einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Als Kaia eines Tages auf Cam zukommt und fragt, ob dieser zu Steve's nächster legendärer Party kommen würde, will dieser erst ablehnen. Doch Kaias Begeisterung ist ansteckend und Cam ist so hochgradig verliebt, so dass nur ein Wort, ja ein einziger Blick reicht, um ihn weich werden zu lassen.

Vor Ort bewahrheiten sich allerdings Cams schlimmste Befürchtungen. Der Typ, der bekannt dafür ist, dass er an keinem Schließfach vorbeigehen kann, ohne einen Penis darauf zu malen, steht nun direkt auf einem Sprungbrett am hauseigenen Pool, mit einem Mikrofon in der Hand, und rappt zur Musik von Cardi B. Er ist der Mittelpunkt der Party und der inoffizielle Chef.

Das erste Zusammentreffen von Steve und Cam ist katastrophal. Steve zieht ein Paintballgewehr und schießt ohne Warnung auf den Neuankömmling. Die Gäste amüsieren sich, Cam ist verstört. Jedoch setzt er seine Suche nach Kaia auf der Party fort. Dumm nur, dass Steve ihn dabei vermeintlich unterstützen möchte.

Als Cam Kaia mit Hilfe von Steve, der keine Möglichkeit auslässt, um seinen neuen “Spielkameraden“ vorzuführen, endlich trifft, erwartet ihn jedoch die schlimmste Überraschung des Abends. Kaia, das Mädchen, für das Cam alles tun würde, fällt Steve in die Arme.

Nachdem Cam den Schock überwunden hat, steht für ihn aber fest, dass er Kaia so schnell nicht aufgeben wird. Er möchte ihr Herz erobern. Doch muss er hierfür an Steve vorbei. Einer Persönlichkeiten wie Niccolò Machiavelli, nur mit einer X-Box.

 

Meinung:

Zugegeben: Der Klappentext des neuesten Buches von Jenni Hendriks & Ted Caplan hat mich anfangs nicht angesprochen. Ein Junge, der Krebs hat, und sich als absoluter Fiesling herausstellt. Ein Protagonist, der bereit ist, diesem Jungen die Freundin auszuspannen. Bereits nach der Lektüre des Klappentextes befürchtete ich, dass dem Buch eine Figur mit Identifikationspotential fehlt.
Dennoch habe ich mich, nachdem ich bereits den Titel „Unpregnant“ aus der Feder des Autorenduos gelesen habe, an dieses Buch herangewagt.

Auf den ersten Seiten lernt man den Protagonisten Cam kennen, der in den höchsten Tönen von dem Mädchen schwärmt, das mit ihm bereits einige Projekte im Umwelt- und Tierschutz angegangen ist. Kaia ist tough. Sie ist immer an vorderster Front dabei, wenn es darum geht, etwas Gutes zu tun. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund.

Cam lebt gemeinsam mit seiner Mutter zusammen. Einer Frau, die der Meinung ist, dass ihr Junge seine eigenen Erfahrungen sammeln muss. Sie unterstützt ihren Sohn dabei, wenn dieser sich mit Leib und Seele für gemeinnützige Zwecke engagiert. Jedoch erhält Cam von ihr auch nicht unbedingt Orientierung. Auch scheint seine Mutter nur wenig Zeit für ihn zu haben. Cam, der, gerade im Vergleich zu Steve eher introvertiert und zurückhaltend wirkt, der nur wenig Freunde hat, sucht in der Not Rat und Trost bei seinem Idol. Sein Schrein ist ein Foto von Michelle Obama auf seinem Nachttisch.

Cam möchte eigentlich nur eines: Sich für seine Projekte einsetzen und das am liebsten dauerhaft mit Kaia. Diese jedoch hat ihr Herz ausgerechnet an Steve verschenkt.

Als Kaia eines Tages weinend vor Cam steht, wittert dieser seine Chance: Haben sie und Steve vielleicht Schluss gemacht? Doch das, was Kaia Cam kurz darauf gesteht, übertrifft Cams schlimmste Erwartungen. Steve hat Krebs.

Kaia und Cam beschließen spontan eine Spendenaktion für Steve ins Leben zu rufen. Beide jedoch aus völlig unterschiedlicher Motivation heraus. Während Cam alles tun würde, um Kaia glücklich zu machen und eben nur ihr Herz erobern will, ist Kaias Ziel viel offensichtlicher: Sie möchte – wie stets – etwas Gutes bewirken. Als Steve von dem Plan der beiden erfährt, wittert er sofort, was Sache ist: Cam will ihm seine Freundin ausspannen.

Es bricht ein unerbittlicher Kampf um den Platz an Kaias Seite aus, wobei Cam, eindeutig stets auf der Verliererseite steht. Steve nutzt ihn als Spielball für allerlei Gemeinheiten. Ziel ist es, Cam systematisch und nachhaltig fertig zu machen.

Jenni Hendriks & Ted Caplan provozieren mit ihrer Geschichte. Sie rütteln jedoch auch zugleich wach. Selbstverliebte Menschen mit Geltungsdrang, wie Steve, knüpfen schneller Kontakte und werden umgehend populär. Als Resultat beklatschen oder befördern wir sie. Steve ist der Junge, der zu manipulieren weiß. Gegenüber Kaia und seinen Freunden zeigt er seine gute Seite. Nur Cam und der Leser scheinen sein “wahres Ich“ zu sehen.

Als Leser fühlte ich Ekel, Wut und Mitleid. Letzteres jedoch eher für Cam als für Steve.

Das Buch hat viel Drama, welches oftmals übertrieben daherkommt, jedoch genau dadurch seinen Unterhaltungswert bekommt.

 

Fazit:

Jenni Hendriks & Ted Caplan lieben es zu provozieren. Das merkt man als Leser schnell.Wie oft hat man schon gehört: Ich habe Sinn für Humor - aber: das geht zu weit! Nun, da wo es denen zu weit geht, da fängt der Humor für die beiden erst an.

Das Buch stellt im Großen und Ganzen aber keine seichte Unterhaltung dar. Es hat vielmehr den Anspruch mehr zu sein. Teilweise werden aber Stereotype und Klischees sehr überspitzt dargestellt.Wenn man aber darüber hinwegsehen kann, vielleicht ja sogar danach sucht, dann hält man mit dem Werk ein äußerst unterhaltsames Buch in der Hand. Die Erwartungshaltung ist also maßgeblich.

Neben der bekannten sprachlichen Finesse ist es insbesondere die Fähigkeit des Autorenduos aus Figurenbeschreibungen heraus die Geschichte zu entwickeln und die Protagonisten aufeinander treffen zu lassen, um zu sehen, wie deren Beziehung eskaliert.