Rezension

Texanisches Desaster

Das Dixie-Desaster - Joe R. Lansdale

Das Dixie-Desaster
von Joe R. Lansdale

Bewertet mit 4 Sternen

Hap und Leonard helfen einem alten Freund, dessen Enkelin von einem Drogendealer wegzuholen. Die beiden können nun mal nicht lassen, und legen sich gleich mit der Dixie-Mafia inklusive Polizei, FBI und Auftragskiller an. Ein Desaster!

Mit "Das Dixie-Desaster" hat man das siebente Abenteuer der Reihe um Hap und Leonard im Blick. Das schlagkräftige Duo verfolgt einen unerreichbaren Traum von einer besseren Welt, dem sie nur am Rande verwirklichen. Etliche Massaker, Straftaten und Fettnäpfchen liegen hinter ihnen, dennoch lernen sie nicht daraus. 

Und mittlerweile ist dem treuen Leser klar, dass dieses Duo niemals die Kurve kriegen wird:

"Uns ist es egal, wie das aussieht oder was die Leute denken. Wir sind wild und unberechenbar." (S. 48)

Dem kann ich nur zustimmen. Ihr Freund Hanson klopft bei Hap und Leonard an die Tür, um seine Enkelin aus den Fängen eines Drogendealers zu eskortieren. Stets hilfsbereit und mit dem Herz am rechten Fleck, nehmen sie diesen Freundschaftsdienst an. Trotzdem reiten sie sich erneut selbst in die Misere, weil sie bei besagtem Dealer die Drogen ins Klo spülen und damit ein wahres Desaster auslösen.

Diesmal geht es gleich zu Beginn recht turbulent zu. Hap und Leonard betreten den Trailer des Drogendealers und schon wackelt die Kiste, als ob eine Horde Elefanten darin Rumba tanzt. Natürlich haben der Dealer und seine Gang als Tanzboden gedient, während das Heldengespann mit dem Urschrei der Überzeugung das Richtige tut: 

"... lauter Typen, die glauben, die Welt sollte rund laufen und die Leute sollten einander gut behandeln; und wenn sie das nicht tun, ziehen wir los und versuchen, das in Ordnung zu bringen ..." (S. 151)

Dieses Ereignis ist Ursache für eine knifflige Situation, woran allesamt zu beißen haben. Die Dixie-Mafia tritt auf den Plan, das FBI mischt sich ein, Hap und Leonard sehen ihre Lieben in Gefahr und selbst der Leser weiß nicht, wo es hier einen Ausweg gibt. 

Lansdale bezieht mehrere Figuren ein, und lässt es ordentlich krachen. Dabei stehen Verbundenheit, Freundschaft und Loyalität an oberster Stelle, wobei es für alle Beteiligten ordentlich brenzlig wird, und wie so oft, nicht immer gut ausgeht. 

Die Handlung selbst ist rund erzählt. Es gibt spektakuläre Spitzen, die überraschend und dementsprechend verblüffend sind. Hier habe ich oft das Gefühl, dass sich der Autor eher vom Geschehen treiben lässt, und am Ende dennoch eine abgeschlossene Geschichte in den Händen hält. 

Außerdem hat mir das Lokalkolorit ausgezeichnet gefallen. Lansdale vermittelt ein dramatisches, dennoch nachvollziehbares Bild seines Heimatstaats. In Texas rauchen die Colts, Männer sind Cowboys und so mancher Cop ist korrupt. Damit klagt er ein gesellschaftliches Phänomen an, das von Drogenkonsum und Prostitution erhalten wird. Dennoch verurteilt er nicht, sondern merkt an, dass die Umstände einen Menschen manchmal zum äußersten treiben. 

Wenn man Lansdale - insbesondere diese Reihe - liest, ist es derber Sprachgebrauch, ein trashiger Tonfall, schlagkräftige Gewalt und drastischer Humor, auf den man sich einzustellen hat. Er ist ein Meister darin, Gesellschaftskritik in übertriebene Western-Manier zu verpacken, und treibt gleichzeitig die Lachmuskeln an. 

Meiner Meinung nach ist es genial, wie der Autor aus einem schlagstarken Hau-Drauf-Gespann zwei texanische Philosophen macht, die sich der brutalen Seite des Lebens stellen, ohne dabei ihren Humor oder ihre Integrität zu verlieren. 

Da ich mich mittlerweile Hap und Leonard nicht mehr entziehen kann, freue ich mich auf den nächsten Band.

Hap & Leonard:
01) Wilder Winter
02) Mucho Mojo
03) Bärenblues
04) Schlechtes Chili
05) Rumble Tumble 
06) Machos und Macheten
07) Das Dixie-Desaster
08) Rote Rache
09) Krasse Killer
10) Bissige Biester
11) Coco Butternut