The Hungry Gator
Bewertet mit 5 Sternen
Elmore Caudill lebt aus dem Seesack, ist Kriegsveteran, Mandolinenspieler und Arbeiter auf den Ölfeldern an der Golfküste. Von sich selbst behauptet er, er sei die »reinste Katastrophe, wenn es um Frauen ging, und in zwischenmenschlichen Dingen ungefähr so clever wie dummes Gekritzel an der Toilettenwand.« Er ist ein Mann, der viel gesehen und erlebt hat und umso mehr die Abgeschiedenheit zu schätzen weiß. Doch dann trifft er eines Abends in einer Bar auf die schöne Loreen, kommt mit ihr ins Gespräch und erfährt schon bald von den brutalen Misshandlungen durch ihren Ehemann. Sein Gerechtigkeitssinn ist stark ausgeprägt und mit ihm erwacht auch die Erinnerung an ein lang zurückliegendes Verbrechen, das er nicht verhindert hat. Die Vergangenheit holt ihn ein und Elmore trifft eine folgenschwere Entscheidung.
Leseeindruck
Krimifans kommen an James Lee Burke und seine wunderbar erzählten Südstaatenromane einfach nicht vorbei. Die Robicheaux-Reihe dürfte Vielen ein Begriff sein, ich habe ihn allerdings durch seinen Roman "Fremdes Land" für mich entdeckt. 26 Kriminalromane und diverse Kurzgeschichten hat er bereits verfasst, wurde mit zahlreichen Preisen bedacht und als "America’s best novelist" bezeichnet. Für mich ist es vor allem die unvergleichliche Atmosphäre, die seine Werke auszeichnet. Starke Geschichten, die im Kopf bleiben und beim Leser eine Saite anschlagen und vibrieren lassen. Ich war gespannt ob es Burke auch mit einer Kurzgeschichte gelingen kann, mich derart zu packen. Nun, was soll ich lange um den heißen Brei reden: Jawohl, er kann es und zwar verteufelt gut.
Ein Schreibstil ohne Schnörkel und doch sehr "weich" und bildreich, gespickt mit wohl dosiertem Humor prägen diese Story. Der Protagonist ist auch der Ich-Erzähler und er ist unglaublich authentisch und sympathisch. Es ist seine Fehlbarkeit, die ihn greifbar und menschlich macht. Die Geschichte selbst hat trotz ihrer Kürze die nötige Tiefe, um hervorragend zu unterhalten und dabei stets zu fesseln. Einziger Kritikpunkt ist für mich nur, dass ich zu gern länger geblieben und Elmore weiter begleitet hätte.
Fazit
"The Wild Side of Life" ist eine lesenswerte, packende Kurzgeschichte, die mich hervorragend unterhalten konnte und definitiv Lust auf weitere Romane des Autors macht.