Rezension

Thomas Pitt und die k. u. k. Monarchie

Mord in Dorchester Terrace - Anne Perry

Mord in Dorchester Terrace
von Anne Perry

Bewertet mit 5 Sternen

1896: Thomas Pitt, nun Leiter des britischen Staatsschutzes, erhält Kenntnis davon, dass auf ein Mitglied der österreichischen Kaiserfamilie während dessen Besuches in Großbritannien ein Attentat geplant sein könnte. Gleichzeitig wird eine alte Freundin Vespasia Cumming-Goulds tot aufgefunden, in ihrer Jugend hatte sie für die Unabhängigkeit Italiens gekämpft und nun Angst, sie könnte auf Grund einer Krankheit, Geheimnisse verraten – wurde sie deswegen getötet?

Anne Perry versteht es gut, ihre Romane in den historischen Kontext zu stellen. In diesem Band spielt die östereichische k. u. k. Monarchie eine große Rolle, ebenso wie die Unabhängigkeitsbestrebungen der Länder, die in deren Machtbereich lagen. Auch Kaiserin Sisi (dass sie in diesem Band Sissi genannt wird, ist sicher ein Übersetzungsfehler) und die Tragödie von Mayerling werden erwähnt. Da Pitt nun dem Staatschutz dient, ist es passend, dass der historische Hintergrund nicht nur Großbritannien umfasst.

Schön, wie immer, ist es, die Charaktere auch in ihrem persönlichen Umfeld vorzufinden, man konnte sie ja bereits durch eine ganze Reihe Romane auch privat begleiten, Entwicklungen erleben und mit ihnen bangen und hoffen. Auch hier sind neben Pitt und seiner Familie auch wieder Charlottes Schwester Emily und Schwager Jack, sowie Vespasia handelnde Charaktere. Aber auch die, die man neu kennenlernt, werden durch die pointierte Charakterisierung der Autorin zu greifbaren Personen. Anne Perry geht sehr auf Gedanken und Gefühle ihrer Charaktere ein, durch Perspektivewechsel erfahren wir die verschiedener Personen.

Die Fälle, die zum Teil mit vereinten Kräften gelöst werden, denn Pitt ist auf Rückhalt und Informationen anderer angewiesen, sind interessant, komplex und bieten durchaus Überraschungen. Anne Perry erzählt eher ausführlich, was aber der Spannung keinen Abbruch tut. Ich mag Thomas Pitt seit dem ersten Band und habe schon viel mit ihm mitmachen müssen. Da er aus kleinen Verhältnissen stammt, hatte er es immer schon schwer, sich gegenüber den Höhergestellten durchzusetzen. Und auch jetzt noch muss er sich gesellschaftlichen Konventionen anpassen – das macht einen Teil des Charmes, aber auch Spannung der Romane aus.

Ich bin schon sehr lange ein Fan der Reihe, und natürlich hat mich auch Band 27 (!) gut unterhalten. Es ist schön, im Laufe der Zeit Pitts Entwicklungen mitzuerleben, deshalb plädiere ich dafür, wenn möglich, die Romane der Reihenfolge nach zu lesen – lesen sollte man sie unbedingt.