Thrill vom Feinsten, intelligent, verstörend und perfide, mit furiosem Finale. Top Lektüre.
Bewertet mit 5 Sternen
Cloé Beauchamp hat eigentlich alles, was das Leben für eine toughe junge Frau bereithalten kann. Ihr charmanter Freund Bertrand vergöttert sie, sie hat einen gut dotierten Job in einer Werbeagentur, mit dem ernsthaften Potential dort innerhalb der nächsten Wochen einen Chefposten zu erlangen, der ihr vom Boss in Aussicht gestellt wird. Sie sieht blendend aus, hat Erfolg bei Freunden, Geschäftspartnern und Kollegen, ist intelligent, selbstsicher und - überheblich. Ja, es ist richtig, sie ist überheblich, eingebildet und egoistisch, das strahlende Zentrum, um das sich alles drehen muss, ist sie selbst, und sie lässt keinen Zweifel daran, das dies das Normalste ist, was es gibt. So wird ihrer Meinung nach auch der Kollege Philip Martins keine Chance haben, ihr den begehrten Chefsessel streitig zu machen, wenn Monsieur Pardieu seinen Nachfolger benennt. Doch eines Abends erreicht etwas Bedrohliches, Unheimliches ihr unbeschwertes Leben und ihre Seele spürt die beklemmenden Schwingen der Angst, als eine dunkle Gestalt sie auf ihrem Heimweg zu verfolgen scheint. Ein Unbekannter drängt sich in ihren Alltag, scheint in der Wohnung gewesen zu sein während sie abwesend ist, öffnet Türen, die sie verschlossen hielt und voller Panik erkennt sie immer wieder Spuren seiner Anwesenheit. Wer kann der Verfolger sein? Ist es ihr Kollege Martins, der sie nervlich zerstören und als Konkurrenz ausschalten will, oder womöglich Bertrand, der niemals da ist, wenn der Unbekannte sich zeigt? Spielt er ein falsches Spiel? Cloé zweifelt in manchen Momenten an sich selbst. Verliert sie den Verstand, bildet sie sich alles nur ein und endet ihr Leben im Wahn? Nur Kommissar Alexandre Gomez schenkt ihren Ausführungen Glauben und versucht, die Spuren des Wahnsinnigen zu verfolgen. Aber sein Bemühen, der jungen Frau zu helfen, ist nicht unbeobachtet geblieben und so wird auch er für eine tödliche Rolle im perfiden Plan des Täters ausersehen.
Karine Giebel hat mit diesem Roman ihr gelungenes Debüt vorgelegt.
Das Buch hat alles, was ein guter Thriller mitbringen muss und das in überdurchschnittlicher Qualität.
Die Autorin schafft es, den Leser von Beginn an in die spannungsgeladene Handlung einzubinden. Der Wechsel der Perspektive von Verfolger und Opfer lässt eine Atmosphäre der beunruhigenden Rastlosigkeit für den Leser entstehen. Hautnah erlebt er die Eskalation der Ängste, die hastigen Gedanken, die hilflos nach dem Schuldigen suchen, die zunehmende Ausweglosigkeit in der Konfrontation mit den Geschehnissen und das panische Entsetzen, das um den Verlust des eigenen Verstandes bangt. Der Strudel des Perfiden, Bösen und Wahnhaften erfasst den Leser und erlaubt keine Zeit der Entspannung, bis die letzten Worte eines furiosen Endes gelesen sind.
Man sollte schon mit seelischer Stabilität ausgerüstet sein, wenn man sich an diese Lektüre wagt, denn Seelen sind eben wie Schmetterlinge, fein und zerbrechlich und ihre Flügel zerreißen schnell....
Allen, die sich an dieses Thriller-Debüt heranwagen, verspreche ich allerdings hochkarätigen Lesegenuss.