Rezension

Thriller für junge Leser

Dunkler Zwilling - Doris Bezler

Dunkler Zwilling
von Doris Bezler

MEINE MEINUNG

ALLGEMEIN

Dunkler Zwilling ist ein Thriller für junge Leser von Doris Bezler.

PLOT

Die Erzählform ist zweigeteilt. Manche Dinge erfährt der Leser über die Figuren, die ihre Erlebnisse direkt schildern - immer im personalen Erzähler, nie Ich -, manches erfährt man aber auch durch Tagebucheinträge von Max. In denen ist die Sprache deutlich jugendlicher und umgangssprachlicher, um die Figur besser zu charakterisieren. Anfangs ist Max der einzige personale Erzähler, doch je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr erzählende Figuren kommen hinzu. 
Ich sage ganz bewusst, dass es ein Thriller für junge Leser ist, da der geübte, erwachsene Thrillerleser vermutlich sehr schnell auf die Auflösung kommt und der Rätselspaß dadurch etwas verloren geht. Einsteiger in das Genre werden ihren Spaß mit den verstreuten Hinweisen haben und neugierig mitraten. 
Etwas schade fand ich, dass diese Verwandlung in den verstorbenen Maurice, die im Klappentext angesprochen wird, bereits in der Vergangenheit liegt, als die Geschichte beginnt. In seinen Tagebucheinträgen erzählt Max zwar davon, aber es ist alles bereits passiert und die eigentliche Geschichte setzt später ein.
Was mich etwas gestört hat, war dieses "jumping to conclusions" der Figuren. Viele der Dialoge wirken nicht besonders natürlich und dienen offensichtlich dazu, Information zu verarbeiten. Die Umsetzung wirkt an diesen Stellen etwas ungelenk. Es ist leider nicht immer nachvollziehbar, vorher die Figuren plötzlich ihre Einfälle und Ideen haben, das geht an einigen Stellen einfach zu schnell. Beziehungsweise, diese Einfälle scheinen aus dem Nichts zu kommen. Hier hätte ich mir einfach etwas mehr Natürlichkeit in den Dialogen gewünscht. 

FIGUREN

Anfangs hatte ich so manche Schwierigkeiten mit Protagonist Max, weil er besonders in den ersten Kapiteln sehr unbeherrscht und jähzornig erschien. Erst, wenn man mehr über ihn und seine Vergangenheit erfährt, versteht man seine Reaktionen und lernt, ihn als Protagonisten zu akzeptieren. Auch in seinen Tagebucheinträgen spürt man, wie viel Wut er in sich trägt und wie unzufrieden er mit seinem Leben ist. Wenn man seine Lebensgeschichte kennt, versteht man diese Wut und Frustration. 
Chiara, seine beste Freundin, ist die für mich interessanteste Figur. Maurice war ihr Stiefbruder und sie lebt noch immer im Hause von Maurice Vater. Es wird schnell deutlich, dass sie sich dort alles andere als wohl fühlt. Nicht nur der Vater, der Chiara nicht offiziell in die Familie aufnehmen will, sondern auch die Mutter macht ihr das Leben schwer. Trotz aller Probleme Zuhause, wirkt sie in der Schule wie der italienische Sonnenschein der Klasse und schafft es in jeder Situation, Max mit einem Lächeln zu begrüßen. Warum? Auch das erfährt man, aber das möchte ich noch nicht verraten. 
Viele andere Figuren, wie etwa Max' Eltern oder seine Großmutter bleiben eher im Hintergrund und obwohl sie eine wichtige Rolle bei Max' Entwicklung spielen, bleiben sie relativ blass. Um ihren Zweck zu erfüllen müssen sie aber gar nicht plastischer dargestellt werden. 

SPRACHE

Sprachlich ist es perfekt an die junge Zielgruppe angepasst. Es liest sich leicht und schnell und die Tagebucheinträge sorgen für Abwechslung. Die Sprache ist jugendlich und frech, vor allem in den Tagebucheinträgen gerne auch Umgangssprachlich, um Max besser zu charakterisieren. 

FAZIT

Ein gelungener Thriller für junge Leser und Einsteiger ins Genre. 

4 von 5 Punkten
Cover 1 Punkt, Idee 1 Punkt, Plot 1/2 Punkt, Figuren 1/2 Punkt, Sprache 1 Punkt
~*~ cbt ~*~ 285 Seiten ~*~ ISBN: 978-3-570-16269-9 ~*~ Broschiert ~*~ 9,99€ ~*~ November 2013 ~*~