Rezension

Tiefe Charaktere und ein aufregender Schreibstil

Shatter Me - Tahereh Mafi

Shatter Me
von Tahereh Mafi

Zunächst einmal sind das vermutlich die Charaktere, die Shatter Me zu einem etwas anderen Buch machen. Die Protagonistin Juliette ist nicht die Kick-Ass-Heldin schlechthin, die sofort in den Kampf gegen das Regime zieht. Im Gegensatz. Zu Beginn des Buches ist sie verängstigt, verachtet von der Gesellschaft, weggesperrt ohne den Kontakt zu anderen Menschen und trotzdem ist sie ein von Grund auf guter Mensch.

Worum geht’s?

In der Öffentlichkeit wie eine Aussätzige behandelt, sitzt die 17-jährige Juliette in Isolationshaft. Ihre Berührung ist gefährlich. Tödlich. Aber dann tritt Adam in ihr Leben, ein Soldat der Regierung, der sie nicht nur bewachen soll, sondern ihr auch zeigt, was Liebe und Leben ist. Mit ihm kommt jedoch auch Warner, mächtig, kalt und doch irgendwie mysteriös. Er will Juliette als Waffe für seinen Krieg gegen die Aufständigen, aber wem kann Juliette trauen? Wie soll es ihr gelingen, die richtige Entscheidung zu treffen, wenn sie sich doch selbst kaum wiedererkennt?

 

Schreibstil

Tahereh Mafis Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ich habe das Buch nun zum zweiten Mal gelesen, um endlich weiterlesen zu können und fand den Schreibstil dieses Mal noch sehr viel besser als beim ersten Mal. Immer wieder stößt man auf durchgestrichene Sätze, Satzwiederholungen, Gedankenflüsse ohne Punkt und Komma und das alles unterstreicht Juliettes Charakter so sehr, dass man ihre Gefühle so intensiv spürt, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte.

Ja, es ist nicht rechtschreibkonform und ja, manche stoßen sich bestimmt daran, aber ich finde es bewundernswert und mutig, dass die Autorin diesen Schreibstil gewählt hat, um ihre Geschichte zu erzählen. Für mich fällt diese Art in die Kategorie Kunst und nicht "Kann das weg?".

 

Meine Meinung

Shatter Me ist der Auftakt zu einer dystopischen Trilogie, die in den USA bereits große Wellen geschlagen hat. Überhaupt sind Dystopien ja ein Trend, der seit den Tributen von Panem auch den deutschen Markt überschwemmt hat. Was zeichnet also diese Dystopie aus? Was hebt sie von den anderen ab?

Zunächst einmal sind das vermutlich die Charaktere, die Shatter Me zu einem etwas anderen Buch machen. Die Protagonistin Juliette ist nicht die Kick-Ass-Heldin schlechthin, die sofort in den Kampf gegen das Regime zieht. Im Gegensatz. Zu Beginn des Buches ist sie verängstigt, verachtet von der Gesellschaft, weggesperrt ohne den Kontakt zu anderen Menschen und trotzdem ist sie ein von Grund auf guter Mensch.

Sie kommt aus ihrer Zelle frei, nur um eine "persönliche Gefangene" vom Machthaber Warner zu sein, von dem ich übrigens noch nicht so recht verstehen kann, wie alle ihn im zweiten und dritten Teil so toll finden können, weil er eigentlich echt durchgeknallt ist. Er möchte sie in seinem Krieg gegen die Aufständigen benutzen, er will sehen, wie sie ihre Gabe anwendet, er will sie berühren, um die Schmerzen selbst zu spüren, die die Berührung auslösen kann. Sag ich ja, durchgeknallt.

Adam und er sind ein Unterschied wie Tag und Nacht. Adam ist sanft, er kümmert sich, er ist alles, was man sich von einem Mann wünschen könnte und doch hat auch er etwas, was man auf englisch "secret agenda" nennen würde, so dass man sich auch als Leser fragen muss, ob Juliette ihm wirklich trauen kann.

Die Konstellation der drei bietet nicht nur im ersten Teil sehr viel Konfliktpotenzial, sondern greift das in den nächsten beiden Büchern sicher wieder auf. Und ich bin wirklich, wirklich gespannt, wie Tahereh Mafi es gemacht hat, dass es plötzlich so viele Warner-Fans wie Adam-Fans gab. Dahinter muss doch eine schriftstellerische Meisterleistung liegen.

Auch beim zweiten Lesen hat mich Shatter Me im Bann gehalten, obwohl ich noch ungefähr wusste, was passieren würde. Ich konnte ziemlich viele tolle Lieblingsszenen markieren, die mich mit ihrem Gebrauch von Sprache so tief hineinziehen konnten, dass ich dieses altbekannte Kribbeln im Bauch gespürt habe.

Juliette machte im ersten Teil eine riesige Reise zu sich selbst, sie hat sich als Charakter soweit entwickelt, dass die letzte Szene mit Warner überhaupt erst möglich war. Und die fand ich absolut herrlich und hoffe, dass davon noch mehr kommen. Ich bin mir sicher, dass man mir meine Gedanken beim Lesen ansehen konnte - wahrscheinlich habe ich sogar laut mitgefiebert und kann nur hoffen, dass ich dabei nicht im Zug gesessen habe.

 

Fazit

Was bleibt mir also noch anderes zu sagen, als dass ich wohl auf den Fangirl-Zug aufgesprungen bin und mich schon wahnsinnig auf die nächsten Teile freue? Wer es noch nicht gelesen hat, aber tolle Typen, Dystopien und unheimliche Kräfte mag, sollte unbedingt zu greifen. Ein letzter Tipp noch: Sträubt euch nicht gegen den Schreibstil, sondern lasst ihn auf euch wirken.