Rezension

tiefgängiger Roman

Djihad Paradise - Anna Kuschnarowa

Djihad Paradise
von Anna Kuschnarowa

Bewertet mit 4 Sternen

Julian Engelmann hat eine schwere Kindheit hinter sich. Sein Vater ist Alkoholiker und seine Mutter hat es mit ihrem Mann irgendwann nicht mehr ausgehalten und hat ihre Familie verlassen. Julian war seitdem auf sich allein gestellt. Eines Tages lernt er in der Schule Romea kennen. Romea kommt aus einer wohlhabenden Familie und möchte dort dem für sie bestimmten Leben entfliehen. Das Kennenlernen von Julian und Romea verläuft etwas holperig, doch bereits nach sehr kurzer Zeit haben die beiden festgestellt, dass sie mehr für einander empfinden.  Doch bereits nach einiger Zeit wird das junge Glück auf die Probe gestellt, denn Julian, der als Dealer versucht Geld für sich und seinen Vater zu verdienen, muss ins Ausland fliehen. Dort wird er von der Polizei gefunden und verhaftet. Er kommt ins Gefängnis. Dort lernt er Murat kennen, einen überzeugten Moslem. Julian lernt durch Murat den Islam kennen und  konvertiert. Doch nun nimmt die Handlung seinen Lauf und  Julian wird immer weiter in die Religion hinein gezogen und instrumentalisiert.

Inhaltlich befasst sich das Buch mit dem Islam und dem Glauben der radikalen Islamisten. Zunächst hatte ich Befürchtungen, dass das Buch den Islam „verherrlicht“ und eine Rechtfertigung für den Kampf gegen die Ungläubigen liefert, denn Julian nimmt den Glauben an, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob die Handlung, die von ihm verlangt wird, auch wirklich konform mit der Religion ist. Doch für diesen Standpunkt gibt es Romea, sie hinterfragt ihr eigenes Tun und betrachtet auch das Handeln der anderen kritisch, sodass hier auch eine kritische Sicht auf die Religion vorhanden ist. Insgesamt finde ich ein Buch über eine Religion schwierig, ich finde jedoch, dass die Autorin das Problem hier sehr gut gelöst hat.

Das Buch ist in viele einzelne Kapitel aufgeteilt, in denen Julian und Romea abwechselnd die Handlung aus ihrer eigenen Sicht schildern. Manchmal sind in diesen Erzählungen Zeitsprünge enthalten, da zunächst Julian eine Situation schildert und anschließend Romea genau diese Sitation aus ihrer Perspektive noch einmal schildert. Dies ermöglicht dem Leser beide Positionen zu kennen und auch zu verstehen.

Auch sprachlich ist das Buch sehr ansprechend. Es ist gut geschrieben, sodass man es sehr flüssig lesen kann. Auch durch den Erzählstil der beiden Protagonisten wird ihre Handlung zur Religion deutlich und bekräftigt noch einmal die verschiedenen Positionen von Romea und Julian.

Das Cover hat mich zunächst ein wenig irritiert, denn es deutet in keiner Weise auf den Inhalt des Buches hin. Mir würde jedoch so spontan auch nichts anderes einfallen, wie man das Cover des Buches gestalten könnte. Auf den zweiten Blick finde ich es auch irgendwie passend, da es etwas Geheimnisvolles enthält und genau so etwas Geheimnisvolles ist der Islam für Julian und Romea. Aus dieser Perspektive betrachtet ist es also doch wieder passend.

Insgesamt finde ich das Buch gelungen und kann es weiterempfehlen. Es ist sehr interessant und beschäftigt sich mit der Religion mal aus einer ganz anderen Sicht. Es regt in gewisser Weise zum Nachdenken an und das finde ich bei dem gewählten Thema auch sehr passend. Man sollte jedoch keinen unterhaltsamen Roman erwarten, denn dieses Buch hat einen gewissen Tiefgang.