Rezension

Tiefgründig, schwermütig, atmosphärisch - ein Porträt Ölands und seiner Bewohner

Inselfeuer
von Sylvia B. Lindström

Bewertet mit 5 Sternen

Im Norden Ölands geht der Feuerteufel um. Einen Verdächtigen haben die Bewohner als Sündenbock bereits auserkoren: Jorma Brolin, grobschlächtiger, etwas einfältiger, unheimlicher Sonderling, der mit seiner verwöhnten Frau Yvonne und Tochter im Dorf Ormöga wohnt, allerlei Hilfs- und Handwerksarbeiten ausführt und von den anderen Dorfbewohnern dabei argwöhnisch beobachtet wird. 

Alasca Rosengren, Anwältin für Opfer, meist von Missbrauchdelikten ist gleichzeitig alleinerziehende Mutter des zwölfjährigen Kristian und wohnt mit der Großmutter im Dorf. Ihr Kontakt zu Brolin führt über ihre Pferde, die dieser als selbsterlernter Hufschmied behandelt, bis eines Tages Kristian verstört nach Hause kommt. In seinen Kleidern und Haaren steckt Brandgeruch. Wieder ist ein Haus abgebrannt und Kristian schweigt. Alasca stürzt in eine tiefe Krise... 

Dieser Roman ist ein tiefgründiges Porträt Ölands und seiner Bewohner. Die Landschaft, das Klima, die Häuser, das Treiben der Touristen im Sommer und die Einsamkeit und Kälte im Winter, die Bewohner und ihre Beziehungen zueinander werden wunderbar atmosphärisch dargestellt, so dass man sich als Leser in diese Welt hineingesogen fühlt. 

Ein Krimi im eigentlichen Sinne ist das Buch nicht, sondern eher eine Sozialstudie und Biografie von Bewohnern Ölands. Der Krimianteil, die Brände und der Feuerteufel, treiben die Bewohner zueinander und auseinander, stiften Freundschaften und Feindschaften, lassen die Gerüchteküche brodeln. Das fand ich sehr faszinierend zu lesen. (Es erinnert ein wenig an J. K. Rowlings "Ein plötzlicher Todesfall"). 

Der Erzählstil passt sich der Geschichte an. Er ist gut zu lesen, tiefgängig, sehr detailverliebt und manchmal auch etwas ausschweifend, aber dabei immer interessant und unterhaltsam. Das Erzähltempo ist dementsprechend eher niedrig. Erst zum Ende hin wird es richtig brenzlig und somit spannend.

Ich vergleiche das Buch gerne mit einem großen Puzzle, dessen Puzzlestücke der Leser erst nach und nach erhält und zusammensetzen kann. So tauchen zuerst recht viele Nebenschauplätze und scheinbare Nebensächlichkeiten und Nebenfiguren auf, die jedoch zum Ende hin alle ihren Sinn ergeben. 

Mein Fazit: Dieser Roman ist ungewöhnlich, aber gelungen. Einen gewöhnlichen Krimi, wie etwa einen Schwedenkrimi, sollte man nicht erwarten, sonst könnte man enttäuscht werden. Stattdessen bekommt man ein unterhaltsames, interessantes Porträt einer faszinierenden Landschaft mit interessanten Charakteren. Mir hat das sehr gefallen und daher kann ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.