Mal ein anderer Ansatz eines Krimis
Bewertet mit 4 Sternen
Dieser Krimi kommt der Lösung der Brandstiftungen erst allmählich auf die Schliche. Die schrittweise Vorstellung der Öländer und ihres Alltagslebens zeigt die Lebenssituation und die verstrickten Beziehungen und enthüllt so manch grausames Verbrechen. Was die Bewohner verbergen, reicht von häuslicher Gewalt bis Kindes-Missbrauch und dennoch wird der Mantel des Schweigens über die grausame Wirklichkeit gedeckt.
Geschieht das aus Angst oder aus Selbstschutz, vielleicht aber auch nur aus Desinteresse? Man kann darüber nur spekulieren. Auf dem Inselinternen Internetforum Flashback allerdings sprechen die Bewohner ihre Anschuldigungen offen aus, verlieren die öffentlich gelebte Scheu und schwärzen Beschuldigte an.
Nebenbei entdeckt man die Insel Öland genauer, erfährt einiges über die Einsamkeit dort in den dunklen Wintermonaten und erkennt die verschwiegene Mentalität der Bewohner näher.
Dieser direkte Blick in das Seelenleben der Menschen, die Enthüllung von Familiengeheimnissen lässt den Leser erschreckende Schicksale entdecken.
Welche ungeahnten Schicksale hier offen gelegt werden, löst bei mir
Entsetzen und Abscheu aus. Auf diese psychologische Sichtweise zielt die Intention der Autorin ab.
Als die ersten Brände verübt werden, versucht man den Täter zu erraten, kommt ihm aber nicht auf die Schliche. Dass Mordopfer zu beklagen sind, nimmt man nur nebenbei zur Kenntnis.
Denn der Leser nimmt an den Verbrechen nicht direkt teil, sie werden im Hintergrund ausgeübt und nur die Folgen werden sichtbar. Genauso halten sich die Ermittlungen mehr oder weniger im Hintergrund. Wie die Personen in die Handlung verstrickt sind oder welche eigenen Geheimnisse sie verbergen, ist die vordergründige Handlung. Hier hätten der Geschichte ein paar weniger Missbrauchsopfer vielleicht gut getan und ein wenig mehr Information über die Verbrechen und über die Ermittlungen hätten das Buch mehr als Krimi erscheinen lassen. Gerade das Motiv des Täters hat mir am Ende gefehlt.
Mir hat die psychologische Sichtweise auf die Protagonisten recht gut gefallen, auch die Insel Öland lernte ich näher kennen. Dazu erhalten die Pferdebegeisterten noch ein wenig Therapiemöglichkeiten für schwierige Pferdecharaktere mitgeteilt. Ein interessanter Krimi, der den Fokus nicht in erster Linie auf die Ermittlungen legt und damit mal ein wenig aus der Reihe fällt.
Auch wenn am Ende nicht alle Rätsel gelöst werden, so hat mir doch die Ansatzweise der Autorin gut gefallen.
Ein interessanter Roman mit Krimi-Anteilen, psychologischer Betrachtung der Menschen und einem Einblick in Pferdetherapie. Das Debüt Inselfeuer finde ich durchaus gelungen und mir gefällt der etwas ungewöhnliche psychologische Ansatz.
Kommentare
hobble kommentierte am 03. Mai 2016 um 06:16
Würde mir auch gefallen