Rezension

tiefgründig und emotional

Alles, was wir träumten -

Alles, was wir träumten
von Karen Foxlee

Bewertet mit 4 Sternen

Karen Foxlee brilliert mit einer anspruchsvollen, oft melancholischen Geschichte, die berührt und nicht so schnell in Vergessenheit gerät.

"Alles, was wir träumten" sprach mich nur schon vom Cover her an, aber auch die Inhaltsangabe versprach ein besonderes Buch, was genau mein Ding ist.
Für das Zielpublikum, ist es anfangs vielleicht nicht ganz einfach, sich in der Welt von Lenny und Davey zurecht zu finden. Die Geschichte spielt nämlich in einer amerikanischen Kleinstadt in den 70er-Jahren. Eine alleinerziehende Frau hat es sehr schwer und die Medizin und Forschung ist noch nicht so weit wie heute.

Die 11-jährige Lenny und ihr jüngerer Bruder haben kein einfaches Leben. Der Vater hat sie verlassen und so bleibt den beiden ihre Mutter und eine Nachbarin, bei der sie viel Zeit verbringen, wenn ihre Mutter arbeitet. Als Alleinerziehende hält die Mutter sich und die Kinder mit zwei Jobs über Wasser, was nicht nur sehr anstrengend sondern auch zermürbend ist. Doch es lastet noch ein weiteres Problem auf der Familie: Davey ist sehr gross und wächst immer weiter. Er ist so gross, dass ihn kein Kindergarten aufnehmen möchte. Mit dieser Grösse kann der Junge doch nicht normal sein ....

Sie gewinnen ein grosses Sammellexikon fürs heimische Regal, was für die Geschwister eine willkommene Abwechslung bringt. Lenny liebt Käfer und will später einmal Insektenexpertin werden, Daveys bestaunt die Greifvögel. Mit den Sammelheften, die sie regelmässig per Post bekommen, träumen sie sich in andere Welten. Sie träumen von einer Blockhütte am Grossen Bärensee in Kanada.
Mit sieben Jahren hat Davey die Grösse eines erwachsenen Mannes erreicht. Es lässt sich nun nicht mehr verdrängen, dass irgend etwas nicht stimmt und die Mutter lässt sich dazu überreden, einen Facharzt aufzusuchen.

"Alles, was wir träumten" wird ab 11 Jahren empfohlen, aber die Geschichte ist wirklich keine leichte Kost. Auch der Schreibstil ist anspruchsvoll, manchmal beinahe poetisch, aber immer sehr authentisch.
Gebannt verfolgen wir Daveys fortschreitender Krankheit und bangen mit der Familie. Erzählt wird die Geschichte jedoch aus der ich-Perspektive der grossen Schwester Lenny. Und so zeigt uns Karen Foxlee ihre Gedanken und Ängste, ihre Suche nach der eigenen Identität. Es ist nämlich nicht immer einfach, einen Bruder zu haben, der überall auffällt - auch wenn man ihn noch so liebt.

Die Geschichte dieser beiden so unterschiedlichen Geschwister geht einem unter die Haut. Nicht nur optisch, auch inhaltlich ist "Alles, was wir träumten" ein ganz besonderes Buch. Es ist traurig, aber auch wahnsinnig gut.

Fazit:
tiefgründig & emotional
"Alles, was wir träumten" erzählt eine Geschichte über eine ganz besondere Geschwisterliebe. Zwar streiten sie sich wie alle Geschwister, doch ihre schwierigen Lebensumstände schweissen die beiden auch zusammen. Karen Foxlee brilliert mit einer anspruchsvollen, oft melancholischen Geschichte, die berührt und nicht so schnell in Vergessenheit gerät.