Rezension

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Tiefgründig und spannend

Die Frucht des Ölbaums - Der Kreuzritter - Gabrielle C. J. Couillez

Die Frucht des Ölbaums - Der Kreuzritter
von Gabrielle C. J. Couillez

Bewertet mit 5 Sternen

„…Ich will niemanden zurücklassen, der um mich trauert…“

 

Wir schreiben das Jahr 1247. Olivier de Termes legt vor dem französischen König Louis seinen Treueschwur ab. Er wird verpflichtet, auf eigenen Kosten mit seinen Rittern und Armbrustschützen am Kreuzzug teilzunehmen. Er weiß, dass die Chancen auf gesunde Rückkehr gering sind. Deshalb fällt er vor seinem Aufbruch eine Entscheidung, die sein weiteres Leben überschatten wird.  Ausgangspunkt ist das obige Zitat.

Der zweite Band um Olivier de Termes schließt zeitlich passend an den ersten an. Die Autorin hat damit einen spannenden und tiefgründigen historischen Roman geschrieben.

Das Buch ließ sich zügig lesen. Der Schriftstil passt zum Genre. Orte und Personen wurden gut charakterisiert. Die Autorin beherrscht das Spiel mit treffenden Metaphern. Gekonnt lotet sie die Psyche ihrer Protagonisten aus.

Im Mittelpunkt steht Baron Olivier de Termes. Sein Lebensweg ist geprägt von dem frühen Verlust des Vaters und der katharischen Lehre. Das wird im zweiten band nur kurz angedeutet. Obwohl Olivier nichts lieber möchte als Frieden, ist er immer wieder gezwungen, Krieg zu führen. Er ist ein exzellenter Stratege und nutzt jede Chance, das Leben seiner Leute zu bewahren. In dem französischen König Louis trifft er auf einen Herrscher, der seinen Einsatz zu schätzen weiß. Der französische Adel allerdings kann die Auseinandersetzungen der Vergangenheit nicht vergessen.

Olivier ist innerlich zerrissen. Der Glaube seiner Kindheit trägt ihn nicht mehr, weil Reden und Handeln des katharischen Adels nicht übereinstimmen. Sein ehemaliger Freund und Geliebter wird zum Feind. Olivier bewundert die Konsequenz von König Louis, mit dem der seinen Glauben lebt.  

Doch auch der Katholizismus gibt Olivier nicht, was er sucht.

Zu den Höhepunkten des Buches gehören die philosophischen Gespräche, die Olivier mit verschiedenen Personen führt.

Wiederholt übernimmt Olivier die Aufgabe, Friedensverhandlungen zu vermitteln. Seinen eigenen Frieden aber findet er selten.

Auf beeindruckende Weise zeigt die Autorin im Verlaufe des Geschehens, dass der Glaube in den Kreuzzügen nur eine Nebenrolle spielte. Vielen ging es um Macht und Ruhm. Der eigene Gewinn war das Ziel. Die Kaufleute von Akkon handelten mit sämtlichen Kriegsparteien.

Die Kämpfe waren geprägt durch Grausamkeiten. Hunger und Seuchen dezimierten die Heere. Viele Schiffe erreichten gar nicht erst das Land.  

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die spannende und vielschichtige Handlung zeichnet ein umfassendes Lebensbild von Olivier de Termes. Er war ein Mann seiner Zeit und doch weitblickender als viele andere.