Rezension

Tiefgründiger Roman in dem die Vergangen Auswirkungen bis in die Gegenwart hat

Wir zwei in diesem Augenblick -

Wir zwei in diesem Augenblick
von Isabell May

Bewertet mit 4 Sternen

Die Studentin Anna wird von ihrer Mitbewohnerin und Freundin auf eine Party mitgeschleppt und lernt dort den Fotografen Max kennen. Die beiden verbringen den Abend gemeinsam und spielen „Wahrheit oder Pflicht“ und lernen sich dabei näher kennen. Schnell springt ein Funke über und die beiden verlieben sich sehr ineinander. Schnell wird die Beziehung sehr innig, scheinbar haben sie sich zwar nicht gesucht aber jeweils genau den richtigen gefunden.
Doch ein altes Foto, auf das sie zufällig stoßen, verändert dann alles und scheint die Liebe zu zerstören.

Ich hatte hier einen seichten Liebesroman erwartet, aber viel mehr bekommen.
Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven der Protagonisten und auf zwei Zeitebenen erzählt.
In einem Handlungsstrang sind wir in der Gegenwart und erleben das Kennenlernen und Verlieben von Anna und Max.
Die beiden sind sehr unterschiedlich nur ihre Gefühle füreinander gleichen sich. Anna ist fast zwanghaft kontrolliert, sehr ehrgeizig und hat ihr Leben komplett durchgetaktet. Sie arbeitet hart für ihr Studium der Betriebswirtschaft, übernimmt Verantwortung in der Firma ihres Vaters, in der sie mitarbeitet und unterstützt den Vater auch menschlich sehr, denn die Mutter ist bereits verstorben.
Max ist eher spontan, ideenreich und kreativ und versucht Anna immer mehr aus ihren festgefahrenen Gewohnheiten heraus zu reißen. Das lässt Anna öfter daran zweifeln, ob er der richtige Partner für sie ist, wenn da nur nicht diese tiefen Gefühle wären.

Im anderen Handlungsstrang, in der Vergangenheit im Jahr 1989 spielend, geht es um Charlotte und Thomas, die als junges Ehepaar aufs Land ziehen, einige Kilometer von Bamberg entfernt. Dort bauen sie ein Haus und wollen eine Familie gründen. Charlotte fühlt sich dort jedoch nie so richtig wohl, denn sie ist eher ein Stadtmensch. Die beiden bekommen zwei Söhne und schließen mit den Nachbarn eine gute Freundschaft. Doch das Dorfleben mit seinem Klatsch und Tratsch behagt Charlotte nie so richtig.

Anfangs erweckt der zweite Handlungsstrang den Eindruck, völlig eigenständig zu sein und ich überlegte mir beim Lesen dauernd, wie und wo wohl die Verbindung zur Gegenwart ist.
Nur aufgrund ganz kleiner Andeutungen lassen sich da Vermutungen anstellen und erst durch das alte Foto, das Anna und Max auseinander bringt, wird der komplette Zusammenhang klar.

Beide Handlungsstränge werden wechselnd erzählt und konnten mich auch beide fesseln.
Das Leben von Charlotte und Thomas in dem kleinen Dorf birgt Konfliktpotential. Die Gegenwart mit Anna und Max und ihre frische Liebe ist ebenso spannend zu verfolgen, denn Anna schafft es lange nicht, loszulassen und sich völlig auf Max einzulassen.
Sowohl Anna als auch Charlotte konnte ich gut kennenlernen und mich in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Wobei mir Anna mit ihrem „Kontrollzwang“ sich selbst gegenüber manchmal etwas auf die Nerven ging. Es war aber interessant zu erleben, wie sie durch ihre Gefühle für Max eine neue Seite an sich entdeckt und sich förmlich zerrissen fühlt.

Dieser Roman ist mehr als eine Liebesgeschichte sondern erzählt auch von einem Familiendrama, das Auswirkungen bis in die Gegenwart hat. Die Geschichte hat Tiefgang und ist sehr empathisch und lebendig erzählt. Durch Geheimnisse und Wendungen ist die Handlung spannend und hat einige unterschiedliche Emotionen in mir ausgelöst.
Ich kann diesen mitreißenden Roman mit Tiefgang durchaus empfehlen!

Fazit: 4 von 5 Sternen
 

 

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