Rezension

"Töte mich" von Jon Osborne

Töte mich - Jon Osborne

Töte mich
von Jon Osborne

Bewertet mit 3 Sternen

INHALT
Sei bereit. Sei schnell. Sei gnadenlos.
Nathan Stiedowe hat einen Plan: Er will der perfekte Killer sein. Seine Vorbilder sind „Meister“ ihres Fachs, kaltblütige Monster wie Charles Manson. Nathan ahmt ihre Taten nach und begeht die grausamsten Morde der Geschichte ein zweites Mal, jedoch ohne die Fehler zu machen, derentwegen seine Idole geschnappt wurden. Sein Meisterwerk soll eine Frau werden, die ihm vor vielen Jahren entkommen ist. Sie ist ein schwieriges Ziel, denn ihr Job ist es, Serienkiller zur Strecke zu bringen …
[ Quelle: Bastei Lübbe ]

MEINE MEINUNG
Bei diesem Buch hat mal wieder mein Coverkauf-Gen zugeschlagen. Diese klassisch schlichten Thriller-Cover üben auf mich eine wahnsinnige Anziehung aus. Ich musste es einfach haben. Doch leider war es auch hier wieder mal so, dass man einfach beachten sollte: auf den Inhalt kommt es an.
Nathan hat sich ein Ziel gesetzt. Er will der beste Serienkiller aller Zeiten werden und dafür hat er sich einen perfiden Plan ausgedacht. Es reizt ihn nicht, planlos irgendwelche Menschen umzubringen. Nein, er will die Fehler, die frühere Serienkiller mit bekannten Namen gemacht haben, ausbessern und dadurch deren Taten perfektionieren. Doch das ist noch nicht der ganze Plan. Hinter der ganze Sache steckt noch ein ganz anderes Ziel. Ein Ziel, das seine Ursprünge bereits vor 30 Jahren hatte.

Gejagt wird er von Dana Whitestone, einer Überfliegerin beim FBI, die schon mehrere namhafte Killer zur Strecke gebracht hat. Sie selbst wurde einst Opfer eines genau solchen Menschen, denn ihre Eltern wurden von einem Serienmörder getötet, als sie vier Jahre alt war. Schnell stellt sich raus, dass ihre Vergangenheit sie wieder einholt.

 Eigentlich klassischer Thriller-Stoff: ein perfider Killer, eine FBI-Agentin, die hinter ihm her ist und natürlich eine Verbindung zwischen beiden. Nichts unglaublich Neues, aber auch das Bewährte kann immer wieder gut sein. Zumal diese Geschichte noch durch den Umstand geschmückt wird, dass der Mörder die Taten seiner berühmten Vorgänger kopiert und deren Fehler ausmerzt. Insgesamt hat sich Nathan fünf Killer rausgesucht, von denen mir vier auch bekannt waren. Diese Vermischung von Fiktion und Realität fand ich total spannend und ich konnte kaum abwarten, zu sehen, wie Jon Osborne das umgesetzt hat.

Und das ist ihm meiner Meinung nach noch recht gut gelungen. Auch für Leser, die sich im Bereich der weltbekannten Killer nicht so auskennen, wurden die geschichtlichen Personen recht gut dargestellt. Und auch deren Fehler, die Nathan ja eben nicht mehr begehen will. Das war wirklich total spannend. Doch der Verlauf des Buches war mir an einigen Stellen zu vorhersehbar. Dass der homosexuelle Nachbar von Dana, der zufälligerweise ihr bester Freund ist, nachher dran glauben muss... naja, da verrate ich wohl nicht zuviel, denn alles, aber auch wirklich alles deutet genau darauf hin.

Den Schluss der Geschichte fand ich nachher ein wenig überstürzt. Und obwohl die Auflösung an sich eigentlich alle Fragen klärt, fand ich sie doch ein kleines bisschen unbefriedigend. Ich kann noch nicht mal sagen, warum genau. Irgendwie war mir die Auflösung zu einfach.

Mein größter Minuspunkt waren allerdings die Charaktere. Nicht nur, dass ich mit Dana einfach nicht warm wurde und sie absolut blass geblieben ist. Nein, scheinbar ist die Wahrscheinlichkeit, seine Familie durch einen Serienkiller zu verlieren in Ami-Land doppelt so hoch, als beispielsweise durch einen Unfall oder sogar noch höher als durch natürlichen Tod. Nicht nur Danas Eltern wurden von einem Psychopathen niedergemetzelt, sondern auch die Frau und die Tochter des Killers selbst. Und als wäre es da noch nicht unrealistisch genug, gibt es da auch noch Danas Mentor vom FBI, der natürlich Frau und Kind auch durch einen Mörder verloren hat.
Dana selbst wurde mir außerdem zu widersprüchlich dargestellt. Einerseits redet sie die ganze Zeit davon, dass ihr Leben gar nicht für Familie und Kinder ausgelegt ist und wie toll sie doch alleine zurecht kommt. Auf der anderen Seite schmeißt sie sich aber dem erstbesten Kollegen, den sie gerade mal fünf Minuten kennt, an den Hals und stellt sich schon Haus und Garten vor. Hinzu kommt, dass sie sich während der scheinbar wichtigsten Mordermittlung ihrer Karriere abends mal kurz ne ganze Flasche harten Fussel in den Kopf stellt, die Gründe für ihre Abstürze aber einfach nicht gut rausgearbeitet sind.

Jon Osbornes Schreibstil war dagegen ok. Er hat jetzt nicht aus einer Reihe von anderen Thrillern herausgestochen, aber das Buch ließ sich flüssig lesen, ohne großartige Ausreißer.

FAZIT
Töte mich von Jon Osborne kann man lesen, muss man aber nicht. Das einzige Alleinstellungsmerkmal, nämlich die Einbeziehung von real existierenden Serienmördern, kommt leider nicht so sehr zum Ausdruck, als dass ich von einem richtig guten Thriller reden könnte. Würde man das weglassen, dass wäre das Buch leider eine Enttäuschung gewesen. Somit wurde es leider nur ein durchschnittlicher Thriller.