Rezension

Tolle Sammlung verschiedener Kurzgeschichten über den berühmtesten Detektiv der Welt

Sherlock Holmes 1: Sherlock Holmes und das Druidengrab - -

Sherlock Holmes 1: Sherlock Holmes und das Druidengrab
von -

Bewertet mit 4 Sternen

In diesem ersten Band der Meisterdetektive-Reihe des Fabylon Verlags finden sich dreizehn Kurzgeschichten über Sherlock Holmes und seinen treuen Begleiter John Watson, in denen sich die beiden Engländer stets aufs Neue mit dem Übersinnlichen auseinandersetzen müssen.

 

Da untersuchen sie zum Beispiel seltsame Todesfälle unter den Armen Londons, deren Leichen blutleer gefunden werden.
Oder versuchen zu ermitteln, welche Stimmen einer Lady nach dem Leben trachten.
Zusätzlich gilt es, das Geheimnis einer brennenden Brücke zu lösen oder einen mysteriösen Wiedergänger aufzuhalten.
Dabei begegnen den beiden vermeintliche Geister, Golems, unsichtbare Schlangen, unheimliche Grabwächter oder lebende Tote, derer sie sich erwehren und deren Ursprung sie ergründen müssen.
Außerdem machen sie Bekanntschaft mit den Auswirkungen altägyptischer Mythologie, einem Medium und einem scheinbar eindeutigen Mordfall.

 

 

Eine Studie in Blut von Desirée Hoese

 

Diese Geschichte ist ein wirklich toller Einstand in die Anthologie und hat mich, den heimlichen Irene-Adler-Fan, doppelt begeistert. Sie fängt die Atmosphäre der Originalbücher sehr gut ein, auch wenn sie für meinen Geschmack etwas zu kurz gefasst und nicht ausführlich genug beschrieben ist.

 

Stimmen aus dem Jenseits von Vincent Voss

 

Die eigentlich einfache Grundidee ist wirklich nett verpackt und auch hier findet sich das Flair der Vorlagen Doyles wider. Holmes’ kriminalistischer Spürsinn und seine brillante Fähigkeit zur Deduktion kommen in dieser Story besser zum Tragen als in der vorherigen und auch sein schwarzer Humor weiß zu begeistern.

 

Die brennende Brücke von Ramón Scapari

 

Den Plot im Hintergrund fand ich sehr interessant und wunderbar umgesetzt. Die vielen kleinen technischen Details passen richtig gut zu Sherlock Holmes als Ermittler. Und die Anspielungen auf frühere Fälle machen die Geschichte zusätzlich zu einem Highlight des Buches.

 

Holmes und der Wiedergänger von Tanja Bern

 

In meinen Augen ganz klar DER qualitative Tiefpunkt der Sammlung. Die unglaublich einfache Sprache passt absolut nicht zu den Doyle’schen Charakteren und setzen sie damit beinahe zu bloßen Komikfiguren herab. Die eigentliche Handlung vermag diesen Eindruck auch nicht erheblich zu verbessern.

 

Sherlock Holmes und der Geist von Carnington Hall von Anke Bracht

 

Hier vermischen sich Motive der Vorlage gekonnt mit jenen aus der Mythologie über Weiße Frauen und deren Wirken. Die Geschichte selbst wird mir zwar nicht für immer in Erinnerung bleiben, hat jedoch auf jeden Fall ihren Unterhaltungswert als knackig kurzer Fall des Meisterdetektivs.

 

Sherlock Holmes und der Golem von K. Peter Walter

 

Die Hintergründe über den jüdischen Schöpfungsmythos zur Erschaffung eines Golems haben mich sehr fasziniert und sind für mich auch Der Hauptpluspunkt der Story. Der Plot an sich und die eigentliche Auflösung haben mich dagegen nicht unbedingt vom Hocker gehauen. Da hatte ich etwas mehr erwartet.

 

Die Geisterschlange von Castonhall von Guido Krain

 

Der Tathergang ist schön verpackt in einer typischen Detektivgeschichte mit leicht übernatürlichem Flair. Sherlock Holmes beweist hier wieder seinen übertriebenen Hang zur Rationalität, auch wenn die eigentliche Auflösung ganz am Ende ihn wahrscheinlich genauso überraschen würde wie mich.

 

Sherlock Holmes und das Druidengrab von Barbara Büchner

 

Ich finde, die Autorin schafft es sehr überzeugend, die Stimmung der Vorlage einzufangen. Was mich allerdings gestört hat, war der Plot an sich. Etwas verworren im negativen Sinn und nicht immer logisch durchdacht reicht seine Qualität nur ansatzweise an diejenige anderer Storys aus der Anthologie heran.

 

Die Fremde von Andreas Flögel

 

Der Autor wagt sich sehr weit vor und stellt das Übersinnliche weitaus mehr in den Vordergrund als die übrigen Geschichten. Einerseits ist es beeindruckend zu lesen, wie Holmes mit der Situation umgeht, andererseits ist es riskant, den hyperrationalen Mann damit zu konfrontieren, da die Gefahr, dass es unglaubwürdig wirkt, groß ist. Die Mischung ist meiner Meinung nach nicht ganz gelungen, hat allerdings ihren Unterhaltungswert.

 

Schleichendes Gift von Sören Prescher

 

Hier ist die Auflösung richtig gut gemacht und weiß zu überraschen, auch wenn man sie als aufmerksamer Leser bereits ahnt. Sören Prescher hat sich ebenfalls ein Thema ausgesucht, das schön mit Holmes’ Kopflastigkeit konkurriert. Doch im Gegensatz zu Flögel schafft er es zudem, beides zu vereinen, ohne den Detektiv aus seiner Rolle fallen zu lassen.

 

Sherlock Holmes und der Schatten des Chronos von Volker Bätz

 

Volker Bätz hat hier einen Plot ausgewählt, den man so anhand des Titels nicht vermuten würde, und das macht die Geschichte zu einer der besseren der Sammlung. Deutlich übersinnlich angehaucht ist nicht alles, wie es scheint und das Ende überzeugt außerdem mit einer schön fiesen kleinen Wendung.

 

Sekhmet darf nicht gedient werden von Ruth M. Fuchs

 

Der altägyptische Hintergrund ist wirklich interessant, nur leider findet er kaum Erwähnung. Das lässt die Story blass und ein wenig substanzlos wirken. Hätte die Autorin das eine oder andere mehr ausgeführt, hätte sich aus der Handlung wesentlich herausholen lassen.

 

Im Rauch der Meerschaumpfeife von Tanya Carpenter

 

Für mich ist diese ein weiteres Highlight der Anthologie. Einerseits hat es mir richtig gut gefallen, Watson mal völlig auf sich gestellt zu erleben. Andererseits hätte ich mit DER Auflösung so gar nicht gerechnet, obwohl mir ein paar Details etwas eher aufgefallen sind als dem Doktor.

 

 

 

Sherlock Holmes und das Druidengrab präsentiert dreizehn insgesamt unterhaltsame Kurzgeschichten in teilweise sehr unterschiedlicher Qualität. Nicht jeder Plot kann überzeugen, aber die vereinzelten Highlights konnten mich so richtig begeistern. Alles in allem ist das Experiment, Doyles berühmte Figuren mit dem Übernatürlichen zu konfrontieren, wirklich gelungen.
Wer also ein echter Sherlock Holmes Fan ist und den berühmten Detektiv mal in ganz anderen Fällen erleben will, sollte sich von den schwachen Storys nicht abschrecken lassen! Der erste Band der Reihe bietet auf jeden Fall gute Unterhaltung für Zwischendurch.